Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht die AfD vor dem Hintergrund der rechten Ausschreitungen in Chemnitz als Brandstifter und Aufwiegler. Als Beispiel nannte er im Radiosender Bayern 2 am 30. August die Fraktionschefin der AfD, Alice Weidel. Sie hatte auf einem Online-Plakat den Spruch verbreitet: "Syrer und Iraker metzeln Opfer mit 25 Stichen nieder. Das Abschlachten geht immer weiter." Das sei die "Begleitmusik" zu Ereignissen wie in Chemnitz, kritisierte Bedford-Strohm.

Begriffe wie "Messermigration", den der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier zu den rechtsgerichteten Ausschreitungen in Chemnitz anführte, wertete Bedford-Strohm als Hetzparolen. "Und dagegen muss man sich spätestens jetzt in aller Klarheit wenden", unterstrich er. AfD-Wähler müssten wissen, "dass sie Kräften Legitimität geben, die ganz nach rechts außen positioniert sind, die Nazi-Parolen vertreten". Die AfD sage Dinge, "die glücklicherweise in Deutschland in den letzten Jahrzehnten eben nicht salonfähig waren".

Für ihn stehe die Menschenwürde im Zentrum des gesellschaftlichen Konsens, sagte Bedford-Strohm. Dieser Grundkonsens dürfe nicht ins Wanken geraten. "Und deswegen ist auch die Wahl wichtig, dafür, dass die Bürger dieses Landes, gerade wenn sie sich als Christen verstehen, hier ein klares Zeichen setzen gegen solche Parolen", betonte er.

"Grundkonsens des Sagbaren verschieben"

Im Umgang mit der AfD müsse man sehr genau unterscheiden, sagte der Ratsvorsitzende am 29. August in einer Online-Diskussion zur Flüchtlingspolitik. Da gebe es zum einen Menschen, die wählten die AfD aus Protest ohne eine klare Vorstellung von deren Programmatik. Andere hätten vielleicht früher eine andere Partei gewählt, "die ihnen jetzt vielleicht nicht mehr konservativ genug ist". Und dann gebe es "diejenigen, die wirklich richtige rechtsextreme Thesen vertreten".

Diese versuchten, den "Grundkonsens des Sagbaren zu verschieben", sagte Bedford-Strohm: "Dem müssen wir in aller Klarheit widersprechen." Aber da, wo man noch wirkliche Dialoge führen könne, müsse man das Gespräch suchen. Allerdings müsse man auch diejenigen aufklären, die aus Motiven, die nicht rechtsextremistisch motiviert sind, die AfD wählen oder sich ihr anschließen. Diese "müssen wissen, dass sie dann mit jenen, die rechtsextremes Gedankengut unter dem Mantel der AfD verbreiten, dass sie denen die Legitimität geben", sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist.