Die Arbeitskammer des Saarlandes hat die Landesregierung aufgerufen, "endlich einen wirksamen Aktionsplan zur Armutsbekämpfung zu verabschieden". Im Fokus müssten etwa die Bekämpfung von Kinderarmut, bessere Bildungschancen, bezahlbarer Wohnraum, der Ausbau eines öffentlich geförderten Arbeitsmarktes und die Verbesserung der Infrastruktur stehen, teilte die Kammer am 23. August in Saarbrücken mit. Die Maßnahmen müssten dabei kontinuierlich begleitet und bewertet werden.

Die Arbeitskammer reagierte damit auf Zahlen der Sozialberichterstattung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Demnach liegt die Armutsquote im Saarland mit Blick auf die bundesweite Armutsgefährdungsschwelle bei 16,8 Prozent, deutschlandweit ist sie bei 15,8 Prozent. Werden die regionalen Besonderheiten wie unterschiedliche Einkommen mit einbezogen, hat das kleinste Flächenbundesland mit Blick auf die saarländische Armutsgefährdungsschwelle eine Gefährdungsquote von 15,7 Prozent.

Im Saarland sind den Statistikern zufolge im direkten Vergleich vor allem unter 18-Jährige (22,1 Prozent) und 18 bis 25-Jährige (24,6 Prozent) von Armut bedroht. Die Quote bei Saarländern ab 65 Jahren liegt bei 17,6 Prozent. Der Wert für Frauen in dieser Alterskategorie ist den Zahlen zufolge aber um einiges höher (20,3 Prozent) als für Männer (14 Prozent). Alleinerziehende im Saarland sind am häufigsten von Armut bedroht (42,6 Prozent), gefolgt von Familien mit drei oder mehr Kindern (32,1 Prozent) und Alleinlebenden (28,3 Prozent).

Die saarländische Sozialministerin Monika Bachmann (CDU) hatte im Juli angekündigt, dass bis Sommer 2019 ein neuer Aktionsplan gegen Armut stehen sollte. Anfang 2017 war der erste saarländische Familienreport erschienen, der unter anderem auf die schwierige Situation von Alleinerziehenden und Familien mit vielen Kindern hinwies. Bereits im Jahr 2015 wurde der saarländische Armuts- und Reichtumsbericht veröffentlicht, der neben den Alleinerziehenden vor allem die Armut im Alter als wichtiges Thema hervorhob. Im vergangenen Sommer hatte die Ministerin ursprünglich angekündigt, bis Ende 2017 Maßnahmen zum Kampf gegen Armut erarbeiten zu lassen.