Hamburg (epd). Sie wird 103 Minuten lang dauern und in ganz Deutschland sichtbar sein: Für den 27. Juli steht die längste totale Mondfinsternis des Jahrhunderts in den Kalendern. Ab 21.30 Uhr wird der Mond sich im Kernschatten der Erde aufhalten und durch ihn hindurch wandern. Auf dem Mond findet zeitgleich eine totale Sonnenfinsternis statt, die von der Erde verursacht wird.
"Mofis" sind selten
Eine Mondfinsternis kann es nur bei Vollmond geben - und wenn Mond, Erde und Sonne genau auf einer Linie stehen. "Mofis" sind selten, obwohl alle 29,5 Tage Vollmond ist. Meistens läuft der Mond über den Erdschatten hinweg oder unter ihm hindurch.
Knapp 1,4 Millionen Kilometer reicht der Erdschatten ins All hinaus - genug also, dass er den rund 384.000 Kilometer entfernten Mond überdecken kann. Allerdings ist selbst der Kernschatten der Erde nicht vollständig schwarz: Weil die Sonne die Erdatmosphäre wie ein Scheinwerfer durchleuchtet, wird Licht in den Schatten gelenkt.
Effekt des "Blutmondes"
Das blaue Licht wird dabei komplett gestreut, und das rote Licht bleibt übrig - wie bei Auf- und Untergängen der Sonne. Auf diese Weise kann der Effekt des "Blutmondes" entstehen. Wenn viel Staub in der Lufthülle ist - zum Beispiel durch Vulkanausbrüche - kann der Farbton allerdings auch aschgrau aussehen.
"Von der Vorderseite des Mondes aus könnte man während der Finsternis einen hauchzarten rötlichen Lichtsaum um die komplett dunkle Erde sehen", sagt der Hamburger Astronom Bernd Loibl. Dieser rote Ring sei allerdings "außerordentlich dünn". Die Lüfthülle der Erde sei maximal 20 Kilometer dick - bei einem Erddurchmesser von 6.731 Kilometern. Dennoch müsse dieses Schauspiel "ein höchst spektakuläres Erlebnis" sein, sagt Loibl. Allerdings habe es noch nie ein Mensch live gesehen: Als die insgesamt zwölf US-Astronauten zwischen 1969 und 1972 auf dem Mond waren, habe es keine Finsternisse gegeben, so der Experte.
Vom Mond aus gesehen erscheint die Sonne ungefähr so groß wie am irdischen Himmel. Die Erde dagegen wirkt wie eine Riesenkugel, viermal so groß wie die Sonne. Überdies steht die Erde "wie festgenagelt" in der Schwärze des Alls - nur ihre Eigendrehung lässt sich wahrnehmen. Die Sonne dagegen scheint sich zu bewegen - weil der Mond sich um die Erde dreht. "Von links" schiebt sich die kleine Sonne für 103 Minuten hinter den großen "Blauen Planeten", der dann - bis auf seinen roten Ring - völlig schwarz aussieht.
Von Deutschland aus gesehen beginnt die Mondfinsternis faktisch schon mit dem Aufgang des Mondes. Dieser Aufgang am Osthimmel ist zeitlich jedoch an verschiedenen Orten unterschiedlich. In Hamburg um 21.17 Uhr, in Berlin schon um 20.58 Uhr, in Stuttgart um 21.01 Uhr.
Wetter muss mitspielen
Der Eintritt des Mondes in den Kernschatten beginnt schon um 20.24 Uhr, also vor seinem Aufgang und ist daher hierzulande nicht sichtbar. Die totale Phase - wenn sich also der Mond komplett im Erdschatten befindet - beginnt um 21.30 Uhr, erreicht ihr Maximum um 22.22 Uhr und endet um 23.13 Uhr. Erst über eine weitere Stunde später wird der Erdtrabant den Kernschatten wieder komplett verlassen haben.
Sichtbar ist die Finsternis in Mittel, West- und Osteuropa sowie zusätzlich noch in Afrika, im westlichen Asien, in Indien und im Indischen Ozean. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass das Wetter mitmacht: Wolken würden das Schauspiel verbergen wie der Vorhang die Kulisse auf einer Theaterbühne.