Berlin (epd). Deutschland wird acht der geretteten syrischen Weißhelme und ihre Familien aufnehmen. Das erklärten das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium am 22. Juli gemeinsam in Berlin. Die Aufnahme, über die Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) entschieden habe, sei ein humanitärer Akt und erfolge nach Paragraf 22 Satz 2 des Aufenthaltsgesetzes. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung werden insgesamt rund 50 Gerettete nach Deutschland geholt.
Die israelische Armee hatte die Mitglieder der syrischen Hilfsorganisation und ihre Angehörigen zuvor aus dem Kampfgebiet im Süden Syriens in Sicherheit gebracht. Die Armee teilte am Sonntag auf Twitter mit, die humanitäre Aktion sei auf Bitten der USA und mehrerer europäischer Länder erfolgt. Das Leben der Geretteten sei unmittelbar bedroht gewesen. Jordaniens amtliche Nachrichtenagentur Petra meldete, das Königreich habe den vorübergehenden Verbleib der rund 800 syrischen Zivilisten im Land genehmigt. Großbritannien, Deutschland und Kanada hätten zugesagt, sie binnen drei Monaten aufzunehmen.
Maas spricht von "Gebot der Menschlichkeit"
Seehofer erklärte, die andauernde Militäroffensive und zunehmende Geländegewinne des syrischen Regimes in Süd-Syrien hätten eine akute Gefahr für die Weißhelme und ihre Familien mit sich gebracht. "Diese Menschen, die ihr Leben zur Rettung und Hilfe und zur Linderung der Kriegsleiden der Zivilbevölkerung eingesetzt haben", bedürften nun selbst der Hilfe. "Ihnen Schutz zu gewähren, ist für mich eine humanitäre Verpflichtung und Ausdruck meiner Politik, für Humanität und Ordnung in der Migrationspolitik zu sorgen", sagte der Bundesinnenminister.
Zuerst hatte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) der "Bild"-Zeitung die Aufnahme der Weißhelm-Retter bestätigt. "Die Weißhelme haben seit Beginn des Syrien-Konflikts mehr als 100.000 Menschen gerettet", sagte er dem Blatt. Es sei "ein Gebot der Menschlichkeit, dass viele dieser mutigen Ersthelfer nun Schutz und Zuflucht finden, einige davon auch in Deutschland".
Michael Roth (SPD), Staatsminister im Auswärtigen Amt, lobte Israel für die Rettung der Weißhelm-Mitarbeiter und ihrer Familien. "Den Israelis kann man nur dankbar sein, dass sie Menschen gerettet haben, die in Syrien unter Gefahr für Leib und Leben Großartiges geleistet haben", sagte Roth der "Welt" (Online-Ausgabe). Das Auswärtige Amt förderte die Weißhelme seit 2016 nach eigenen Angaben mit insgesamt zwölf Millionen Euro.
Die Weißhelme sind auch bekannt als Syrischer Zivilschutz. Der Freiwilligen-Organisation haben sich mehr als 3.000 Frauen und Männer angeschlossen. Sie arbeiten als humanitäre Feuerwehr: In vielen Teilen Syriens, die in Rebellen-Hand sind, gelten die Weißhelme als der Inbegriff des selbstlosen Helfers. In den Gebieten, die das Regime von Präsident Baschar al-Assad beherrscht, dürfen sie nicht operieren. 2016 wurden die Weißhelme mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Syriens Machthaber gewann in den vergangenen Jahren mit militärischer Unterstützung Russlands, des Irans und verschiedener Milizen große Teile des Landes von Aufständischen und Terrorgruppen zurück. Seit Beginn des Konflikts 2011 wurden Hunderttausende Menschen getötet.