Die IT-Rechtsexpertin Iris Phan hält einen ethischen Diskurs über Sexroboter für dringend notwendig. "Wir müssen über das Thema sprechen statt es verschämt in dunklen Räumen abzustellen", sagte die Juristin und Wissenschaftsphilosophin aus Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sex mit menschenähnlichen Puppen oder Robotern sei immer noch ein Tabuthema. Zudem tendierten viele Menschen dazu, die technologische Entwicklung kleinzureden.

Tatsächlich aber produzierten schon mehrere Firmen sogenannte "Sex Dolls", gab Phan zu bedenken. Die Website "therobotreport.com" beschrieb bereits 2016 zwei amerikanische Firmen, die rund 500 Puppen im Jahr zum Einzelpreis von 5.000 bis 10.000 Dollar verkauften. Phan forscht an der Universität Hannover unter anderem über die rechtlichen und ethischen Probleme der Informationstechnologie.

Wenn Menschen sich vermehrt in Maschinen verliebten oder Sex mit ihnen hätten, könne das die Isolation von Menschen noch verstärken, mahnte Phan. Das Phänomen lasse sich etwa in Japan beobachten. Japan sei ein sehr technologieverliebtes Land und bereits sehr weit mit der Entwicklung von Sex-Robotern. "In Japan ist aber auch die menschliche Isolation weit fortgeschritten." So habe das Land eine der niedrigsten Geburtenraten, auch die Zahl der Eheschließungen sei im weltweiten Vergleich gering. "Wir müssen vorher über die gesellschaftlichen Auswirkungen nachdenken und nicht erst mal drauf los entwickeln", forderte die Juristin.

Makellosigkeit birgt Gefahr

Eine Gefahr könne auch die vermeintliche Makellosigkeit der Sexroboter sein: "Ein Mensch riecht und hat Launen", sagte sie. Wer sich an die ständige Verfügbarkeit und das glatte Äußere der Puppen gewöhne, möge vielleicht irgendwann keine Menschen mehr. Auch darüber, wer die Roboter entwerfe und wie diese aussähen, bestehe Diskussionsbedarf, betonte Phan. Derzeit seien die Modelle auf dem Markt überwiegend weiblich, und die meisten hätte weiße Haut und große Brüste. Auch die Männerpuppen seien sehr stereotyp mit Sixpack und breiten Schultern. "Das ist nicht besonders divers, und das verstärkt unsere Stereotypen."

Natürlich sei Sexualität ein sensibles Gebiet, und der Einsatz von Sexrobotern müsse gründlich abgewogen werden, räumte die Wissenschaftsphilosophin ein. Roboter könnten Menschen helfen, die keinen passenden Partner für ihre sexuellen Bedürfnisse fänden, etwa weil sie alt seien, eine Behinderung hätten oder Angst, von anderen Menschen nicht als sexuell attraktiv empfunden zu werden. Zudem gebe es heute bereits viele Bereiche, in denen Roboter als positiv und nützlich empfunden würden, sagte Phan. Als Beispiele nannte sie Staubsauger-Roboter, den Pflege-Roboter "Aibo" oder den menschenähnlichen Roboter "Pepper".