São Paulo (epd). Trotz seiner Verurteilung zu zwölf Jahren Haft wegen Geldwäsche und Korruption will Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wieder bei der Präsidentenwahl im Oktober antreten. "Ich werde meine Kandidatur bis zur letzten Konsequenz aufrechterhalten", sagte Lula am 7. März in einem Interview mit Rádio Metrópole in Salvador da Bahia. Er werde weiter dafür kämpfen, "dass Brasilien seinem Volk zurückgegeben wird". Der Oberste Gerichtshof in Brasília hatte zuvor einen Antrag Lulas zurückgewiesen, mit dem der sozialistische Politiker einer Inhaftierung vor der Ausschöpfung aller Rechtsmittel entgehen wollte.
Ein Berufungsgericht in Porto Alegre hatte im Januar in zweiter Instanz eine Revision Lulas zurückgewiesen und die Haftstrafe von neun auf zwölf Jahre und einen Monat erhöht. In dem Verfahren gegen Lula geht es um ein Luxusappartement im Küstenort Guarujá, dass er als Gegenleistung bei der Hilfe von Auftragsvergaben von dem Baukonzern OAS bekommen haben soll. Der Politiker der linksgerichteten Arbeiterpartei PT hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Lulas Anwälte kündigten den Gang vor das Oberste Bundesgericht und damit der letzten Instanz an.
"Politischer Gefangener"
Dem 72-Jährigen droht jetzt nicht nur Gefängnis, sondern auch der definitive Ausschluss von der Wahl. Seit Wochen liegt Lula in Umfragen mit rund 36 Prozent weit vor seinen Kontrahenten. Er kündigte jetzt an, dass er seinen Wahlkampf mit ganzer Kraft fortführen werde. "Ich erwarte, dass es Gerechtigkeit gibt", sagte Lula. "Deshalb trete ich an." Wenn er inhaftiert werde, sei er ein "politischer Gefangener", betonte er.
Die Richter stützten sich in dem Verfahren gegen Lula auf Indizien wie abgehörte Telefonate. Schriftliche Beweisstücke wie etwa eine Kaufurkunde gibt es nicht. Lula und seine Anhänger sprechen deshalb von einem politischen Prozess. Lula betonte vor Gericht, dass er die Wohnung zwar besichtigt und "500 Fehler dort festgestellt" habe. Deshalb habe er sie nicht gekauft und sei auch nie wieder dort gewesen
Lula, der Brasilien von 2003 bis 2010 regiert hatte, hatte nach dem Amtsenthebungsverfahren gegen seine Nachfolgerin Dilma Rousseff sein politisches Comeback angekündigt. In seiner Amtszeit erlebte Brasilien einen Wirtschaftsboom, die Regierung legte zahlreiche Programme gegen Armut und für Landreformen auf.