Thich Quang Do galt als einer der unbeugsamsten Dissidenten Vietnams. 1999 hatte der buddhistische Mönch an die in Hanoi ansässigen EU-Diplomaten geschrieben: Eine zivilisierte Gesellschaft sollte einer Regierung nie erlauben, die allgemeinen Menschenrechte zu missachten. Diesem Motto widmete Thich Quang Do sein ganzes Leben. Wie der britische Rundfunksender BBC World berichtete, starb der Gelehrte am 22. Februar im Alter von 92 Jahren.

Dem Motto Menschenrechte widmete Thich Quang Do sein ganzes Leben. Wegen seines friedlichen Kampfes für religiöse Freiheit und demokratische Reformen hatte der 2008 zum Oberhaupt der verbotenen "Vereinigten Buddhistischen Kirche von Vietnam" (UBCV) ernannte Mönch immer wieder etliche Jahre in Haft oder unter Hausarrest verbracht. Insgesamt neun Mal war der Gelehrte, der Schriften über den Buddhismus verfasste, Erzählungen und Gedichte schrieb, für den Friedensnobelpreis nominiert.  

Geboren wurde er 1928 in der nordvietnamesischen Provinz Thai Binh. Die Mönchsrobe legte er bereits mit vierzehn Jahren an. Zwei Erlebnisse hätten ihn besonders geprägt, sagte er einmal: Die kaltblütigen Hinrichtung seines religiösen Lehrers und Mentors Thich Duc Hai sowie die eines Glaubensbruders, der einer nicht-kommunistischen Partei angehört hatte.  

Brutale Verfolgung

Zwischen 1951 und 1957 widmete er sich der Forschung über buddhistische und indische Philosophie unter anderem an Universitäten in Sri Lanka und Indien. Nach Rückkehr in sein Heimatland wurde er im August 1963 in Südvietnam wegen seines öffentlichen Widerstandes gegen die anti-buddhistische Politik der damaligen Regierung unter Ngo Dinh Diem festgenommen. Tausende Buddhisten, darunter auch Thich Quang Do, wurden brutal gefoltert.  

Die systematischen Verhaftungen setzten sich nach Ende des Vietnamkrieges unter den kommunistischen Machthabern fort. Im April 1977 kam der Regimekritiker für zwanzig Monate in Einzelhaft. Erst auf internationalen Druck hin ließ ihn die Regierung wieder frei. 1982 wurde er erneut festgenommen: Die Behörden hatten die "Vereinigte Buddhistische Kirche von Vietnam" verboten und stattdessen eine "Buddhistische Staatskirche" unter politischer Kontrolle ins Leben gerufen.  

Letztlich wurde der Dissident zum Exilanten im eigenen Land: Die Machthaber verbannten ihn in seine Heimatprovinz, wo er mehr als zehn Jahre ausharrte. Dann aber kehrte er nach Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon) zurück.

Nach Überschwemmungen im Mekong-Delta 1994 organisierte er Hilfsaktionen für Flutopfer und prangerte in einem Aufsatz den Führungsstil der Kommunistischen Partei sowie die brutale Unterdrückung von Buddhisten an. Im Jahr darauf wurde Thich Quang Do zu fünf Jahren in einem staatlichen "Umerziehungslager" verurteilt und dann in eines der berüchtigsten Gefängnisse Vietnams gebracht.  

Stete Kontrolle

Auf weltweiten Druck hin kam er im Zuge einer Amnestie 1998 frei. Aber Staat und Polizei kontrollierten ihn weiterhin, was der Dissident mit den Worten kommentierte: "Ich habe ein kleines Gefängnis verlassen, nur um in ein größeres zu kommen."  

Einschüchterungen, Haft und Folter konnten den Unerschrockenen nicht dazu bewegen, seinen Kampf aufzugeben. Im Juli 2007 brach er aus seinem Hausarrest aus, um einen Bauernprotest gegen die kommunistischen Kader zu unterstützen, in dem sich die Landwirte gegen Korruption und Zwangsenteignungen wehrten.  Thich Quang Do wurde wiederholt international ausgezeichnet, unter anderem 2006 mit dem "Gedenkpreis für Menschenrechte" der norwegischen "Rafto-Stiftung". Doch er durfte die Ehrung nicht persönlich entgegennehmen.