Berlin (epd). Nach der Ablehnung des Roland Berger Preises für Menschenwürde durch zwei Preisträger hat die Stiftung die für 21. Oktober geplante Festveranstaltung abgesagt. Hintergrund der Ablehnung sind Berichte über mögliche NS-Verbindungen des Vaters des Stifters, Georg Berger. Mit der Absage der Preisverleihung wolle er weiteren Schaden von seiner Stiftung abwenden und den Geist der Auszeichnung für kommende Preisträger wahren, erklärte der Kuratoriumsvorsitzende Roland Berger am 19. Oktober in München. Die Preisverleihung soll demnach auf das nächste Jahr verschoben werden. Berger will zuvor das Ergebnis einer Untersuchung der NS-Verbindungen seines Vaters veröffentlichen.
Am 19. Oktober hatten der polnische Bürgerrechtler Adam Bodnar und die Initiative "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" den Preis der Stiftung abgelehnt. Hintergrund ist eine Veröffentlichung des "Handelsblatts", wonach der Vater von Roland Berger, Georg Berger, nicht Opfer, sondern Profiteur des NS-Regimes gewesen sein soll. Roland Berger wurde vorgeworfen, in der Vergangenheit ein unkritisches und unvollständiges Bild von seinem Vater gezeichnet zu haben.
Die von der Zeitung "initiierte Berichterstattung" über ein Thema, das mit dem Preis nichts zu tun habe, habe die Preisträger offenbar verunsichert, erklärte die Stiftung. Mit Traurigkeit und Enttäuschung habe er die Ablehnungen zur Kenntnis genommen, erklärte Berger.
"Geschichtsklitterung nehmen wir nicht hin, denn sie widerspricht einem couragierten Einsatz für die Menschenwürde", erklärte die Vorsitzende des Vereins "Aktion Courage", Sanem Kleff, am Samstag in Berlin. Die Vereinsinitiative "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" sollte den mit 30.000 Euro dotierten Preis bei der Festveranstaltung am Montag in Berlin entgegen nehmen. Zuvor hatte bereits der polnische Bürgerrechtler Adam Bodnar nach Angaben einer Stiftungssprecherin den Preis abgelehnt.
Roland Berger wies den Vorwurf zurück, seinen Vater zu unkritisch gezeichnet zu haben. Er sei aber bereit das Bild seines Vaters zu revidieren, sollten die historischen Untersuchungen ergeben, dass Georg Berger ein Profiteur des NS-Regimes gewesen sei, heißt es in der Erklärung der Stiftung. Mit der Untersuchung sind den Angaben zufolge die Historiker Michael Wolffsohn und Sönke Neitzel beauftragt worden.
Bei der Preisverleihung am 21. Oktober in Berlin sollte als dritter Preisträger die Initiative "#ichbinhier" gegen Hass und Hetze im Internet ausgezeichnet werden. Sie wollte den Preis entgegennehmen. "Da die Verleihung des Preises für Menschenwürde von der Roland Berger Stiftung explizit nicht in Verbindung zu der Person Georg Bergers steht, sehen wir auch keinen Grund dafür, diesen Preis abzulehnen", erklärte das Projekt auf seiner Homepage.
Die Stiftung will nach eigenen Angaben mit den Preisträgern im Gespräch darüber bleiben, ob weiteres Interesse an der Auszeichnung besteht oder ob für das nächste Jahr neue Preisträger ausgewählt werden müssen. Der Bericht der Historiker soll Ende des Jahres vorliegen und dann veröffentlicht werden.