Als die Regierenden der Welt mit Flugzeugen und Limousinen zum Gipfel anreisen, setzt Greta Thunberg via Twitter ein Foto ab. Es zeigt die schwedische Klima-Aktivistin in der New Yorker U-Bahn. "Auf dem Weg zu den Vereinten Nationen", twittert sie am Morgen des 23. September. Kurz darauf wird sie beim Klima-Sondergipfel im UN-Hauptquartier mit großem Applaus empfangen. Thunberg ist aber nicht da, um Höflichkeiten auszutauschen. Das macht sie schon im ersten Satz ihrer Rede deutlich: "Meine Botschaft ist: Wir beobachten euch." Und sie schließt mit den Worten: "Wenn ihr uns im Stich lasst, werden wir euch niemals vergeben."

Trump schaut nur kurz vorbei

Allerdings sind einige derer, die den Klimawandel am vehementesten bestreiten, gar nicht unter ihren Zuhörern. Denn hochkarätig ist die Veranstaltung nur von jenen Ländern besetzt, die sich in Sachen Klimaschutz und Minderung von CO2-Emissionen mehr Mühe geben wollen. Regierungen mancher Staaten, die zu den größten Treibhausgasverursachern gehören, sind nicht auf höchster Ebene präsent. So ist US-Präsident Donald Trump zwar am selben Tag nur wenige Schritte von Thunberg entfernt unterwegs - doch spricht er auf einer anderen Veranstaltung, bei der es um einen globalen Aufruf zum Schutz der Religionsfreiheit geht. Nur kurz schaut er im Saal beim Klimagipfel vorbei.

Zu Beginn macht UN-Generalsekretär António Guterres nochmal deutlich: "Dies ist kein Klima-Gesprächs-Gipfel. Wir haben genug gesprochen. Dies ist kein Klima-Verhandlungs-Gipfel. Man verhandelt nicht mit der Natur. Dies ist ein Klima-Aktions-Gipfel." Sein Ziel ist es, drei Monate vor dem nächsten regulären Weltklimagipfel in Chile mehr Druck alle Staaten aufzubauen, da die bisherigen Bemühungen längst nicht reichen.

Die Rednerliste kann sich durchaus sehen lassen: Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprechen Indiens Ministerpräsident Narendra Modi, die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern, Pakistans Ministerpräsident Imran Khan und rund 60 weitere Staats- und Regierungsvertreter.

Chile stellt Bündnis vor

Unter ihnen ist auch der chilenische Präsident Sebastián Piñera, Gastgeber der Weltklimakonferenz im Dezember. Er stellt das "Klima-Ambitions-Bündnis" vor, das noch zögerliche Länder mobilisieren soll. So sollen Dutzende Staaten als Vorreiter für den Klimaschutz vorangehen. Nach chilenischen Angaben haben inzwischen 59 Länder signalisiert, ihre Klimaziele im kommenden Jahr ambitionierter gestalten zu wollen. Elf weitere hätten vorbereitende Maßnahmen dafür getroffen. 66 Staaten der Klimarahmenkonvention, darunter auch Deutschland, sowie 10 Regionen, 102 Städte, 93 Unternehmen und 12 Investoren gaben ferner an, bis 2050 klimaneutral sein zu wollen. Zu den ambitioniertesten Staaten gehören vor allem jene, die als erste von der Erderwärmung betroffen sind, wie die Inselstaaten Bahamas, Fidschi und die Malediven.

Merkel stellt als Rednerin die Beschlüsse des Klimakabinetts vor, die in Deutschland auf scharfe Kritik stoßen, weil Wissenschaftler und Umweltschützer sich für unzureichend halten. Selbst das Umweltbundesamt hat Zweifel, dass die Beschlüsse ausreichen, die Klimaziele für 2030 zu erreichen. "Insgesamt sehen wir uns und unser Land vor einem tiefgreifenden Wandel, bei dem wir durch Anreize auch die Menschen mitnehmen müssen", verteidigt Merkel das Klimapaket. "Deutschland sieht seine Verantwortung international und national", versichert sie.

Beschwerde beim UN-Kinderrechtsausschuss

Greta Thunberg und andere Jugendliche wollen sich auf die Worte der Regierenden nicht mehr verlassen. 16 Kinder und Jugendliche aus zwölf Ländern im Alter zwischen 8 und 17 Jahren - unter ihnen Thunberg - haben eine offizielle Beschwerde beim UN-Kinderrechtsausschuss eingereicht: Sie werfen den Staaten, unter anderem Deutschland, vor, dass sie zu wenig gegen die Klimakrise tun und damit gegen die weltweit gültigen Kinderrechte verstoßen.