Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben evangelische und katholische Christen am 29. September in Prag an die friedliche Revolution vor 30 Jahren erinnert. Als erster evangelischer Bischof predigte der frühere sächsische evangelische Landesbischof, Jochen Bohl, in der katholischen Kirche Sankt Johannes Nepomuk in Prag.

Er erinnerte in seiner Ansprache an die Freiheit als "Geschenk Gottes" und warnte zugleich vor völkischem und rassistischem Denken. Dieses werde "aus wahrhaftem Hochmut geboren" und tauge nicht zur Freiheit. Es könne nicht anders als auszugrenzen, sagte Bohl. Der frühere Landesbischof appellierte 30 Jahre nach der friedlichen Revolution in Europa an Demut und Dankbarkeit: "Wir machen nicht die Geschichte, wir gestalten sie und wirken mit", sagte er. Dafür gebe die Bibel die Maßstäbe vor.

Der ökumenische Gottesdienst war Teil des "Festes der Freiheit", mit dem am Wochenende in Prag an die Botschaftsflüchtlinge erinnert wurde. Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hatte am Abend des 30. September 1989 in der überfüllten Prager Botschaft zusammen mit weiteren westdeutschen Politikern die befreiende Nachrichte von der genehmigten Ausreise überbracht. Ein Teil seines Satzes ging im Freudentaumel unter. Das Datum gilt als ein Meilenstein bis zum Fall der Mauer nur wenige Wochen später.