Das Bauhaus hat drei historische Standorte: Weimar, wo die Kunst- Designschule 1919 gegründet wurde, von 1925 bis 1932 Dessau und schließlich für knapp zwei Jahre Berlin, ehe die Meister und ihre Schüler 1933 unter dem zunehmenden Druck der Nazis aufgeben mussten. Darüber hinaus gibt es in ganz Deutschland herausragende Orte des Bauhauses und der Moderne - wegweisende Architektur, die das Verständnis von Leben, Arbeiten, Lernen und Wohnen in Deutschland und weltweit nachhaltig geprägt hat.

Diesen Orten ist die Grand Tour der Moderne gewidmet. Ziel des vom Bauhaus-Verbund initiierten Projekts ist die Verbindung "der sinnlichen Erfahrung des Reisens mit der Lust an der Entdeckung und dem Verstehen von Geschichte und Gegenwart". 100 ausgewählte Orte - ein jeder steht beispielhaft für eines der 100 Jahre Bauhaus - bilden eine attraktive Reiseroute, die mit der Bahn, dem Auto, aber auch mit dem Fahrrad erkundet werden kann. Aus knapp 500 Vorschlägen für die Grand Tour der Moderne musste eine Fachjury - bestehend aus Experten der Bereiche Baukultur, Denkmalpflege, Architektur, Journalismus, Kulturvermittlung und Tourismus - 400 verwerfen. Die restlichen 100 werden zum Bauhaus-Jubiläum zugänglich gemacht und können besichtigt werden.

Bei ihrer Auswahl ging es der Jury um folgende Kriterien: Das Bauwerk stammt aus dem 20. Jahrhundert, stellt eine besondere Leistung eines wichtigen Architekten dar und bemüht sich um eine Reform von Lebenswelten unter sozialen Aspekten. Weitere Auswahlfaktoren waren technische Innovationen in den Bereichen Konstruktion, Materialien und Herstellungsweisen sowie neue Bauaufgaben, etwa eine Stadthalle, und die städtebauliche Prägnanz des Gebäudes.

Die deutschen Unesco-Welterbestätten des Bauhauses und der Moderne galten hierbei von vornherein als gesetzt. Dazu zählen das Fagus-Werk von Walter Gropius im niedersächsischen Alfeld, Georg Muches "Haus Am Horn” in Weimar oder Hannes Meyers Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) im brandenburgischen Bernau. Aber auch die Völklinger Hütte im Saarland, das einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung, zählt zu den ausgewählten 100. Auch die Essener Zeche Zollverein und das Bergwerk Rammelsberg im niedersächsischen Goslar - beide Industriekomplexe der dreißiger Jahre gehen auf das Architektenduo Fritz Schupp und Martin Kremmer zurück - wurden einbezogen.

Abgerundet wird die Grand Tour von Fritz Högers Chilehaus in Hamburg und dem Le Corbusier-Haus in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung. Dazu kommen noch das Hauptgebäude der Bauhaus-Universität sowie die ehemalige Kunstgewerbeschule in Weimar von Henry van de Velde, Bruno Tauts Siedlungen der Moderne in Berlin und das Bauhausgebäude und die Meisterhäuser in Dessau.