Der Hildesheimer Theologe und Kirchenmusiker Jochen Arnold sieht in einer klaren Botschaft, überzeugenden Taten und einladenden Räumen wesentliche Elemente für eine erkennbare Kirche in der Gesellschaft. Der 51-jährige Direktor des Michaelisklosters Hildesheim, Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, präsentierte sich am 24. Februar in der Berliner Marienkirche vor rund 350 Menschen mit einer Predigt und einem Vortrag als Kandidat für das Bischofsamt in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).

Um die Nachfolge von Bischof Markus Dröge bewerben sich neben Arnold auch Dröges jetziger Stellvertreter, Propst Christian Stäblein (51), und die hessische Theologin und Senderbeauftragte der evangelischen Kirchen beim Hessischen Rundfunk, Heidrun Dörken (56). Sie hatten sich bereits am 27. Januar und 10. Februar in der Marienkirche auf dem Alexanderplatz vorgestellt. Über die Nachfolge von Dröge entscheidet das Kirchenparlament am 5. und 6. April in Berlin.

In seinem Vortrag zum Thema "Erkennbar Kirche sein" plädierte Arnold dafür, auch unbequeme Fragen zu stellen: "Kirche ist dort erkennbar, wo sie über sich hinausweist und wachrüttelt." Dabei würden auch "spezielle Formate" und "Mitmach-Events" gebraucht. "Erkennbar Kirche sein" bedeute aber auch, "menschenfreundliche" Orte etwa für Obdachlose und Hilfsbedürftige zu öffnen. Durch die Digitalisierung würden sich der Kirche zudem "virtuelle Räume" erschließen, etwa durch Twitter-Gottesdienste und Online-Glaubenskurse. Dabei gelte es im Internet auch "Flagge zu zeigen, gegen Hassparolen und Shitstorms", sagte Arnold.

Weiter sprach sich der gebürtige Schwabe für "kraftvolle Christussymbole" auch im Alltag aus, wie etwa im Winter an öffentlichen Plätzen aufgestellte Krippen oder Osterfeuer. Arnold plädierte zudem für "alternative Gottesdienstformen" neben dem klassischen Gottesdienst: "Zugewandt und einladend zu verschiedenen Menschen das gleiche Evangelium sagen." Dabei gehe es "hier im Osten der Republik" auch um den "Dialog mit den Atheisten".

In seiner Predigt rief der habilitierte Theologe die Christen zu Mut und Zuversicht auf. "Auch heute können wir mit dem Evangelium Grenzen überschreiten, Vertrautes verlassen und aufbrechen zu neuen Ufern", sagte Arnold. Das Evangelium habe Kraft für die Gestaltung einer gerechteren Welt. "Und die beginnt vor der eigenen Tür." Arnold warb dafür, dass Christen im eigenen Lebensumfeld "Brücken des Vertrauens" bauen und keine Angst haben "vor politischen Erdbeben in Europa".

Arnold zeigte sich "fasziniert" von den kulturellen und spirituellen Möglichkeiten der EKBO. Er sehe "aber auch viel Not". Dabei verwies er unter anderem auf die angespannte Wohnungssituation in Berlin und auf Ängste der Menschen "im Braunkohlerevier" der Lausitz.

In der Synode, die Anfang April über die Nachfolge Dröges entscheidet, sitzen 114 stimmberechtigte Kirchenparlamentarier aus der gesamten Landeskirche in Berlin, Brandenburg und Teilen Ostsachsens. Dröges zehnjährige Amtszeit endet im Herbst, die Amtsübergabe ist für den 16. November vorgesehen.

Jochen Arnold wurde am 28. Dezember 1967 in Marbach am Neckar geboren und hat Theologie in Tübingen und Rom sowie Kirchenmusik in Stuttgart studiert. 2002 wurde er zum Pfarrer ordiniert. Arnold promovierte über die Theologie des Gottesdienstes und habilitierte sich mit einer Arbeit über die Kantaten Johann Sebastian Bachs. Er hat Lehraufträge für Theologie und Chorleitung an der Universität Hildesheim, für praktische Theologie an der Hochschule Hannover und lehrt als Privatdozent an der Universität Leipzig. Seit 2004 leitet Arnold das Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik der hannoverschen Landeskirche in Hildesheim.