Thüringen setzt zum Erhalt seines historischen Landschaftsbildes weiter auf die Schafhaltung. Um die anhaltende Ausdünnung der Herden zu stoppen, soll den einheimischen Schäfern bis 2021 pro Schaf oder Ziege 25 Euro im Jahr gezahlt werden, kündigte das Umweltministerium am 3. Januar in Erfurt an. Für eine entsprechende Weidetierprämie für Schafe und Ziegen - kurz SchaZi genannt - laufe ab sofort bis Ende März eine Frist für Förderanträge bis zu maximal 5.000 Euro pro Betrieb, so die Landesbehörde.

Der Schafbestand geht den Angaben zufolge seit dem Ende der DDR kontinuierlich zurück. Das Landesamt für Statistik hatte im November 2018 in den Thüringer landwirtschaftlichen Betrieben mit mehr als 20 Tieren noch 119.200 Schafe gezählt. Gegenüber dem Vorjahr mit 122.600 Tieren sei dies ein Minus von 3.400 Schafen (drei Prozent). Als Gründe für den Bestandsabbau hätten die Schäfer die Unwirtschaftlichkeit wegen geringer Erlöse für Fleisch und Wolle sowie den trockenen Sommer angegeben, so die Zahlenbehörde.

Gerade in wirtschaftlich grenzwertigen Regionen wie in den höheren Lagen des Thüringer Waldes drohe ohne Beweidung auch ein langsames Verschwinden des für den Tourismus so wichtigen Offenlandes, warnen regionale Verbände bereits seit längerem vor einem Verschwinden der Bergwiesen.

Den Rückgang von Dauergrünland auf Grund von Verbuschungen schätzt die Landesanstalt für Landwirtschaft seit dem Jahr 2003 auf etwa 13 Prozent ein, wie ein Sprecher des Umweltministeriums betonte. Ohne Schafe drohe zudem der Verlust kostbarer Steppenrasenflächen und orchideenreicher Kalkmagerwiesen, die ohne die tierischen Rasenmäher nicht erhalten werden könnten.

Mit der Rückkehr des Wolfes habe die Betriebsaufgabe vieler Schäfer aber nichts zu tun, erklärte der Naturschutzbund (Nabu). Die Not vieler Betriebe sei in erster Linie das Resultat einer verfehlten EU- und Bundesagrarpolitik, hatte erst kürzlich Silvester Tamás, der Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf und Luchs, deutlich gemacht. Viele Betriebe hätten aufgegeben, weil sich die wertvolle Arbeit für den Naturschutz finanziell nicht mehr lohne. Zusammen mit der geplanten Ausweitung des Wolfgebietes auf ganz Thüringen sei die SchaZi-Prämie eine wirksame Maßnahme zum Erhalt der Herden. "Schäfer und extensive Weidetierhalter sind unsere wichtigsten Partner im Naturschutz", unterstrich Tamás.