Bei einem Besuch auf dem Rettungsschiff "Sea-Watch 3" vor der Küste Maltas haben Politiker von Grünen, Linken und der SPD die EU-Staaten zur sofortigen Aufnahme der 32 Flüchtlinge an Bord aufgefordert. Es sei "völlig unmenschlich, dass hier Leute zwei Wochen lang alleine gelassen werden", sagte die Grünen-Europaabgeordnete Ska Keller am 4. Januar telefonisch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn die anderen EU-Staaten dazu nicht bereit seien, solle Deutschland allein die Menschen aufnehmen. "32 auf 80 Millionen Einwohner" sei keine unmögliche Aufgabe.

Die "Sea-Watch 3" hatte die Menschen am 22. Dezember im Mittelmeer an Bord genommen. Seitdem sucht das Schiff der Berliner Organisation einen Hafen. Ähnlich ergeht es der "Professor Albrecht Penck", die nach Angaben der Regensburger Organisation "Sea-Eye" mit 17 Migranten an Bord die Erlaubnis zum Anlanden sucht.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe, der sich am Freitag ebenfalls auf der "Sea-Watch" aufhielt, erklärte auf Twitter, die Menschen dort und auf der "Professor Albrecht Penck" seien "unter absurden Bedingungen gefangen". Deutschland, die EU und Malta müssten für eine sofortige humanitäre Lösung sorgen.

Der Linken-Politiker Tobias Pflüger betonte an Bord der "Sea-Watch 3", die Flüchtlinge bräuchten "endlich einen sicheren Hafen, der sie aufnimmt". Verschiedene europäische Städte wollen die Flüchtlinge aufnehmen, darunter auch Berlin, Bremen, Hamburg, Marburg und Heidelberg, erklärte der Bundestagsabgeordnete via Facebook. Die Regierungen stellten sich jedoch gegen die Zivilgesellschaft und gegen das Seerecht und versuchten dies zu verhindern.

Auch eine Vertreterin des Bundes evangelischer Kirchen in Italien hielt sich vorübergehend an Bord auf. Die Flüchtlinge litten unter der Situation, sagte Christiane Groeben, Vizepräsidentin des Kirchenbundes, telefonisch dem epd. "Sie haben inzwischen Lagerkoller." Zudem habe die Crew gewechselt. "Die Flüchtlinge hatten sich an die alte Crew gewöhnt, jetzt gibt es viele neue Gesichter auf dem Schiff", sagte sie.

Der Berliner Senat bekräftigte seine Bereitschaft, aus humanitären Gründen einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen. "Es ist unsere Pflicht, Menschen aus Seenot zu retten", erklärte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Freitag. "Das ist kein Gnadenakt, sondern humanitäre Verantwortung gegenüber Menschen, die in Lebensgefahr sind."

Unterdessen hat nach Angaben der Nichtregierungsorganisation "Sea Eye" die Bundesregierung den Rettungseinsatz der "Professor Albrecht Penck" als korrekt eingestuft. Wie "Sea Eye" in Regensburg mitteilte, attestierte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes der Crew ein "rechtlich konformes Verhalten". Die Crew hatte sich nach eigenen Angaben vor sieben Tagen geweigert, die 17 geretteten Flüchtlinge an die libysche Küstenwache zu übergeben. Das Schiff der Küstenwache habe keine eindeutige Kennung und keine Nationalflagge gehabt. Die Besatzung habe zivile Kleidung getragen.