Erfurter Christen wollen Leben und Wirken des mittelalterlichen Theologen Meister Eckhart (1260-1328) für Kinder und Jugendliche besser zugänglich machen. Dazu ist für den 8. Februar ein Fachtag geplant, der sich vor allem an Lehrer und Gemeindepädagogen aber auch an Ehrenamtliche und an Geschichte Interessierte richte, sagte Maximilian Gutberlet von der Predigergemeinde der Thüringer Landeshauptstadt am 3. Januar dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das dortige Predigerkloster gilt als einzige erhaltene Wirkungsstätte des Mystikers.

Die Vermittlung der Gedankenwelt Meister Eckharts falle selbst an Erwachsene nicht leicht, machte Gutberlet auf die besondere Herausforderung für die Arbeit mit den jungen Leuten aufmerksam. "Wir wollen Methoden diskutieren, mit denen man seine theologischen, philosophischen und spirituellen Gedanken Kindern näher bringen kann", erläuterte er das Anliegen des Fachtages. Dabei setze man neben Workshops und Kirchenführungen auch auf gemeinsame Meditationserfahrungen.

Neben der Projektgruppe der Gemeinde brächten sich auch das Pädagogisch-Theologische Institut der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und der Landeskirche Anhalts sowie die Evangelische Akademie Thüringen ein. Die Veranstaltung werde zudem durch das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung anerkannt.

Der Fachtag bettet sich in zahlreiche Bemühungen ein, die historische Figur Eckhart und das Denken seiner Zeit einem breiteren Publikum zu eröffnen. Dazu zählen auch die Meister-Eckhart-Tage Erfurt vom 26. bis 29. Juni im Predigerkloster, Schulprojektwochen und eine multimediale Schnitzeljagd mit Hilfe des Smartphones durch die Erfurter Altstadt. Zudem befindet sich ein Eckhart-Radpilgerweg durch Thüringen in Vorbereitung.

Der Weg soll das Kloster, dem der Dominikaner auch als Prior vorstand, mit den wichtigsten Lebensstationen seiner Herkunftsregion um Gotha verbinden: Hochheim, Tambach-Dietharz und Wangenheim. Nicht völlig geklärt sind die Umstände des Todes des mittelalterlichen Denkers. Eckhart starb 1328 während eines gegen ihn angestrengten Inquisitionsprozesses im südfranzösischen Avignon.

Die Anklage wegen Ketzerei zeigt aus Gutberlets Sicht eindrucksvoll, wie neuartig und kontrovers die Perspektiven waren, die der Meister mit seinen Schriften und Predigten eröffnete. "Sie haben eine ganz besondere spirituelle Tiefe und Originalität, mit ihrem Blickrichtungswechsel: Eckhart schaut nicht nach oben, um Gott zu finden, sondern nach innen, auf den ‚Seelengrund‘", so Gutberlet.