Vertreter von Thüringer Flüchtlingsinitiativen haben Landesregierung und Landkreise aufgefordert, bessere Rahmenbedingungen für die Integration von Geflüchteten zu schaffen. "Die Erfahrungen des täglichen Engagements für und mit Geflüchteten zeigen, dass es in den Bereichen Unterbringung, Ausbildung und psychologische Hilfe dringenden Handlungsbedarf gibt", heißt es in einer Pressemitteilung zum Abschluss eines Treffens von mehr als 50 Vertretern Thüringer Flüchtlingsinitiativen am 5. Mai in Erfurt.

Sie forderten Politik und Verwaltung auf, "von den pauschalisierenden Debatten um Integrationsunwillige zurück zu konstruktiven Problemlösungen zu finden". Integration müsse gewollt sein und gefördert werden.

Philipp Millius von der Refugee Law Clinic und dem Netzwerk Refugees Welcome Jena erklärte, das Recht auf Wohnung und Privatsphäre sei ein Menschen- und Grundrecht. "Wir übernehmen da viel Verantwortung, wo hingegen Gesetzesänderungen und Nichthandeln dazu führen, dass Geflüchtete mit Bleiberecht oft in den Sammelunterkünften festsitzen." Er bemängelte die Diskriminierung Geflüchteter auf dem Wohnungsmarkt in Thüringen. Dies sei tägliche Realität.

Martin Arnold, Mitorganisator der landesweiten Vernetzung der Flüchtlingsinitiativen, sagte, "es ist zynisch, dass in der aktuellen Debatte pauschalisierend über den Integrationswillen Geflüchteter geredet wird, aber in vielen Sammelunterkünften der Landkreise die elementarsten Bedingungen eines gelingenden und menschenwürdigen Zusammenlebens nicht gegeben sind". Zudem seien die Hürden im Bildungs- und Ausbildungsbereich zu hoch und es fehle an Unterstützungsprogrammen wie Nachhilfe oder Lernmaterial in der Muttersprache. Viele Geflüchtete hätten daher keine Chance auf einen Ausbildungsplatz oder einen Abschluss.

Lilly Sommer vom Ilmenauer Flüchtlingsnetzwerk sagte, es gebe in Thüringen zwar viele nicht besetzte Ausbildungsplätze. "Aber bisher ist nicht genug passiert, um Geflüchtete erfolgreich in und durch die Ausbildung zu bringen." Außerdem forderten die Vertreter der Initiativen eine bessere medizinisch-psychologische Versorgung der Geflüchteten. Sie wie ihre Unterstützer würden "bei enormen Belastungssituationen und in der Aufarbeitung der Fluchtgeschichten zu oft allein gelassen", sagte Annegret Krüger vom Sprachcafe Erfurt.