Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum 75-jährigen Bestehen der Bundespressekonferenz für Qualitätsjournalismus und seriöse Berichterstattung geworben. Heute stünden Entscheidungen gestandener Chefredaktionen im Wettbewerb mit dem Shitstorm im Netz, sagte Steinmeier am 18. Oktober in Berlin bei einem Festakt.

Die Demokratie sei angewiesen auf freie, unabhängige und wahrheitsgetreue Information: „Sie ist angewiesen auf Journalistinnen und Journalisten, die ihr Handwerk verstehen“, sagte Steinmeier vor Vertretern der Hauptstadtpresse. Unter den Gästen waren neben Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD), der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, auch Mitglieder der Bundesregierung sowie Abgeordnete des Bundestages.

„Alternative zur Erregungsbewirtschaftung in sozialen Medien“

Steinmeier bestärkte die Medien darin, „den Versuchungen einer Berichterstattung mit dem Ziel der Maximierung von Sensation und Empörung zu widerstehen“. „Profilieren Sie sich weiter mit Qualitätsjournalismus konsequent als Alternative zur Erregungsbewirtschaftung in sozialen Medien“, sagte Steinmeier.

Die Bundespressekonferenz ist ein Verein mit gut 900 Mitgliedern, die über Bundespolitik berichten. Mit der Wahl eines geschäftsführenden Vorstands am 11. Oktober 1949 hatte sich der Verein in Bonn gegründet. Seitdem ist die Bundespressekonferenz Gastgeberin für Pressekonferenzen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die erste Pressekonferenz im Saal mit der bekannten blauen Wand fand am 18. Oktober 1949 mit dem damals frisch gewählten Bundeskanzler Konrad Adenauer und seinem Wirtschaftsminister Ludwig Erhard (beide CDU) statt. Seit 1999 ist ihr Sitz wie der von Parlament und Regierung Berlin.

„News-Junkie“

Steinmeier nannte die Bundespressekonferenz einen „Schatz unserer Demokratie“: „Unsere Demokratie wäre ärmer ohne die Bundespressekonferenz, sie ist nicht denkbar ohne die unermüdliche Arbeit der Hauptstadtpresse, ohne das Bemühen um sachliche Aufklärung und bestmögliche Einordnung.“ Ihre Gründung vor 75 Jahren sei ein „Akt der Demokratisierung unseres Landes“ gewesen, sagte Steinmeier, der sich selbst als „News-Junkie“ bezeichnete.

Das Besondere am Verein der Bundespressekonferenz ist, dass die Journalisten die Regeln in den Pressekonferenzen vorgeben. Sie entscheiden, wer eingeladen wird. Stellungnahmen von Politikern sind zeitlich begrenzt, um Raum für Fragen zu haben. Die Leitung der Pressekonferenzen obliegt einem Vorstandsmitglied des Vereins.

Steinmeier erklärte, die Bundespressekonferenz sei deswegen weltweit einmalig. Wäre der Verein der Bundespressekonferenz eine Person, „dann würde ich Ihnen spätestens heute das Bundesverdienstkreuz überreichen“, sagte er: „Sie sind ein Urgestein der Demokratie.“