Frankfurt a.M./Oslo (epd). Erstmals führt der Sahel-Staat Burkina Faso die Liste der vernachlässigten Krisen des Norwegischen Flüchtlingsrates an. Mehr als zwei Millionen Menschen hätten dort in den vergangenen fünf Jahren ihre Heimat verlassen müssen, erklärte die Hilfsorganisation am 1. Juni in Oslo. Dabei werde über die Krise in dem von Konflikten geprägten afrikanischen Land in Medien kaum berichtet.
Die internationale Hilfsorganisation mit Hauptsitz in Oslo veröffentlicht die Liste der vergessenen Krisen seit sieben Jahren. Dabei werden humanitäre Krisen und Vertreibung anhand von drei Kriterien untersucht: der Finanzierung der humanitären Hilfe, der Medienberichterstattung sowie politischen und diplomatischen Initiativen zur Lösung der Krise.
Sieben von zehn Ländern in Afrika
Wie auch im vergangenen Jahr liegen sieben der zehn am meisten vernachlässigten Krisenländer in Afrika. In der Demokratischen Republik Kongo (Platz zwei) führen die Fachleute unter anderem den andauernden Konflikt im Osten des Landes auf. Auch im Sudan, Mali, Burundi, Kamerun und Äthiopien leiden der Analyse zufolge viele Menschen unter Gewalt und einer starken Unterfinanzierung humanitärer Hilfsprogramme.
Ebenfalls auf der Rangliste vertreten sind die lateinamerikanischen Länder Kolumbien (Platz drei), Venezuela (Platz fünf) und El Salvador (Platz neun). Insgesamt hat die Hilfsorganisation nach eigenen Angaben 39 Krisen analysiert.
Die Hilfsorganisation kritisierte, dass durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ohnehin vernachlässigte Krisen noch weiter in Vergessenheit geraten seien. So litten Hilfsprogramme etwa unter fehlenden Finanzmitteln, weil Hilfsgelder für die Ukraine umgewidmet worden seien und für andere Katastrophen fehlten.