Berlin (epd). Deutschland hat Entwicklungsorganisationen zufolge bereits am 11. März rechnerisch so viel Fische und Meeresfrüchte verbraucht, wie im gesamten Jahr unter deutscher Flagge gefangen oder hierzulande gezüchtet werden. Nach den am 10. März in Berlin veröffentlichten Berechnungen des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, des Bremer Vereins „Fair Oceans“ und des Netzwerks „Slow Food Deutschland“ ist damit der „End of Fish Day“, also der Tag, an dem der Fisch zur Neige geht, so früh wie nie zuvor. Im vergangenen Jahr sei dies am 17. März der Fall gewesen und somit sechs Tage später.

Die Organisationen weisen darauf hin, dass eine unvermindert große Nachfrage den rückläufigen Fangquoten aufgrund von Überfischung, Wasserverschmutzung und Klimawandel gegenübersteht. Der Fischereiexperte von „Brot für die Welt“, Francisco Mari, erklärte, ein aktuelles Streitthema sei die Fischmehlproduktion: Wertvolle Schwarmfische würden in Fabriken zu Futtermitteln verarbeitet. Diese Fische seien damit entweder den marinen Nahrungsketten entzogen worden oder sie gingen der Fischereiwirtschaft armer Länder auf der Südhalbkugel verloren. „Sie fehlen also gerade dort, wo die Küstengemeinden am stärksten auf intakte Meeresökosysteme und Fischbestände angewiesen sind.“

Manfred Kriener, der für die Fisch-Kommission von „Slow Food Deutschland“ recherchiert, teilte mit, dass auch der Lachs als Produkt aus industrieller Massenzucht zu vielen Tierwohl- und Umweltproblemen beiträgt. Der Verein wirbt daher dafür, Lachs aus dem Speiseplan zu streichen.