Genf (epd). Die militärische Gewalt gegen Zivilisten in Syrien ist laut einem Bericht der Vereinten Nationen im Norden des Landes eskaliert. Viele Menschen im Nordwesten, Norden und Nordosten des Landes seien Opfer von Bombardierungen geworden, warnte der Vorsitzende der UN-Untersuchungskommission zu Syrien, Paulo Pinheiro, am 9. März in Genf.

In Idlib und im westlichen Aleppo hätten Einheiten, die der Assad-Regierung nahestehen, Wohngebiete beschossen. Bei einer Hochzeit seien die Braut und deren vier Schwestern getötet worden. Kinder seien auf dem Weg zur Schule unter Beschuss geraten. Zudem seien Zivilisten mit Präzisionswaffen und aus der Luft angegriffen worden.

Zur Zeit der Attacken seien Flugzeuge der russischen Luftwaffe in den Gebieten gesichtet worden, heißt es in einem neuen Bericht der Untersuchungskommission für den UN-Menschenrechtsrat. Russland kämpft seit 2015 an der Seite des Regimes des Präsidenten Baschar al-Assad. Der Ermittlungsbericht deckt den Zeitraum von Anfang Juli bis Ende Dezember 2021 ab. Rebellengruppen und Terrormilizen halten vor allem noch Gebiete im Norden Syriens.

Berichte über gezielte Tötungen

Aus anderen Teilen Syriens erhielt die Kommission Berichte über willkürliche Verhaftungen, Folter und gezielte Tötungen. Seit Beginn des Konflikts 2011 seien Zehntausende Menschen verhaftet oder verschleppt worden. Das Assad-Regime lasse die Familien im Unklaren über das Schicksal ihrer Angehörigen.

Sieben Millionen Menschen seien vor der Gewalt aus Syrien geflüchtet. Weitere sieben Millionen irrten als Binnenflüchtlinge in dem arabischen Land umher. Syriens Volkswirtschaft befindet sich nach Erkenntnissen der Kommission im freien Fall, rund 90 Prozent der Menschen lebten unter der Armutsgrenze. Der Konflikt begann vor gut elf Jahren mit Protesten gegen Assad. Rebellen und Terrorgruppen eroberten weite Gebiete. Assad gewann mit russischer und iranischer Hilfe die meisten verlorenen Regionen zurück.