Freiburg (epd). Seine Themen sind Selbstliebe, Selbstbefriedigung oder Sommerfeeling - die Posts des Sinnfluencers Elias Renz lassen einen nicht sofort an Kirche denken. Doch auf genau diesen Widerspruch setzt er. „Ich will zeigen, dass Kirche auch lebensnahe Themen besprechen kann“, sagt der 20-jährige Student aus Freiburg am Telefon.
Eigentlich hat Renz nur einen Mini-Job beim Youtube-Projekt der Evangelischen Landeskirche in Baden. Doch die Zahl seiner Social-Media-Aufritte auf Instagram, Youtube und TikTok lassen darauf schließen, dass er einen Vollzeitjob daraus gemacht hat.
Unter dem Namen Ey.lias informiert Elias Renz regelmäßig über die kirchliche Jugendarbeit in Baden, macht wöchentliche Umfragen zu Lieblingssongs und veröffentlicht Statements wie „Niemand außer dir hat die Chance du zu sein!“. Im Schnitt schauen 1.000 bis 4.000 Jugendliche seine Videos an, sein bester Post erreichte 33.000 Menschen.
„Herzensthema“
Zu seinen Followern gehören vor allem junge Menschen, viele sind evangelisch. Aber auch Katholiken und Freikirchler sind vertreten, habe ihm eine Umfrage gezeigt. Vor allem über die Musik kommen auch Kirchenferne zu seinem Account, erzählt der Student der Religionspädagogik/Gemeindediakonie.
Seine Themen begegnen dem geborenen Bühler offline und online. Sein Post zum Thema Selbstbefriedigung entstand zum Beispiel, weil sich konservative Christen auf Instagram dagegen aussprachen. Daraufhin fragten ihn Follower direkt nach seiner Meinung. „Ich habe dann erklärt, dass nicht alle Christen so denken“, sagt Renz. Zu seinem Glaubensbild gehöre der strafende Gott beispielsweise nicht.
Für Renz ist die Arbeit ein „Herzensthema“, erklärt er. „Mich fasziniert es, wie in der Jugendarbeit Neues ausprobiert und Kirche neu gedacht werden kann“, sagt der junge Mann. In die kirchliche Jugendarbeit ist er quasi hineingeboren. Durch seine evangelische Familie war er schon früh auf christlichen Jugendfreizeiten. Heute ist er im Leitungsgremium der Evangelischen Jugend Baden und der Ortenau.
Foto des Schaukastens auf Instagram
Renz sieht für die Kirche noch ganz viel Potenzial in den Sozialen Medien. Das fange schon beim Thema Qualität und Ästhetik an. „Da draußen gibt es Firmen, die bezahlen ganze Teams dafür, dass sie ihre Botschaften in Hochglanz-Formaten online verbreiten“, sagt er. Und dann poste ein Pfarrer ein Foto seines Schaukastens. „Erst kürzlich wieder auf Instagram gesehen“, betont Renz.
Natürlich klicke der User da, selbst wenn er sich für kirchliche Themen interessiert, lieber das Unternehmens-Video an. „Damit wir nicht das Klischee der rückwärtsgewandten, grauen Kirche bestätigen, müssen wir da viel mehr Energie reinstecken“, sagt Renz, der an den Wochenenden oft Fortbildungen zu Sozialen Medien besucht.
Er selbst ist schon voll in den Planungen für die Adventszeit. „Ich werde jede Woche einen Charakter aus der Weihnachtsgeschichte vorstellen“, kündigt Renz an. Ähnlich dem Projekt @ichbinsophiescholl verkleide er sich als die Figur und berichte jeden Tag etwas aus ihrem Leben. So verbindet er wieder biblische Themen mit der heutigen Welt.