Bonn, Paris (epd). Die Unesco sieht die freie Berichterstattung weltweit immer stärker in Gefahr. Immer mehr Medienschaffende würden bedroht, willkürlich festgenommen oder inhaftiert, hieß es in einer Kurzfassung des „Weltberichts zur Meinungsfreiheit und Medienentwicklung“, die am 18. November während der Generalkonferenz der UN-Bildungsorganisation in Paris vorgestellt wurde. Danach gab es von 2016 bis 2020 rund 400 Morde an Journalistinnen und Journalisten, von denen nur 13 Prozent aufgeklärt wurden. 274 Medienschaffende saßen laut Bericht 2020 im Gefängnis, so viele wie in den vergangenen zehn Jahren nicht.

Kritisch setzt sich der Bericht zudem mit der wachsenden Rolle des Internets und von Social-Media-Plattformen auseinander. Zwar hätten immer mehr Menschen Zugang zu Informationen, doch die zunehmende Verbreitung von Desinformation und Hassrede sowie das sinkende Vertrauen in die Medien seien besorgniserregend, hieß es.

Auch die ökonomische Situation der Medien hat sich laut Bericht durch die Konkurrenz von Digitalkonzernen verschärft. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich die Werbeeinnahmen der Tageszeitungen weltweit halbiert. „In einer Zeit, in der fünf digitale Plattformen mehr als die Hälfte aller Werbeeinnahmen einstreichen, müssen die Medien neue Wirtschaftsmodelle finden, um zu überleben“, schrieb Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay im Vorwort. Zusätzlich hätten die mit der Covid-19-Pandemie einhergehenden wirtschaftlichen Rezessionen auch die Medien erfasst.

„Warnsignal“

Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, nannte den Bericht „ein Warnsignal für die weltweite Situation der Presse- und Informationsfreiheit“. Sie sei bestürzt über die vermehrte Gewalt, der Journalistinnen und Journalisten in ihrer täglichen Arbeit ausgesetzt seien. „Auch in Deutschland sehen wir in der letzten Zeit gehäuft gezielte Angriffe auf Pressevertreter, insbesondere bei Demonstrationen“, erklärte Böhmer in Bonn. Sie mahnte: „Freie Gesellschaften brauchen Meinungsfreiheit und Kontroverse, keine Desinformationen und Polarisierung.“

Die Unesco beobachtet nach eigenen Angaben seit 2011 die Lage der Pressefreiheit und der Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten weltweit. Nach zwei Ausgaben der „World Trends in Freedom of Expression and Media Development“ in den Jahren 2014 und 2018 liegt nun die Kurzfassung des dritten Weltberichts vor. Der Volltext des Weltberichts werde zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht, hieß es.