Berlin/Aachen (epd). Um Menschenrechtsverletzungen zu vermeiden, fordern Hilfswerke und Menschenrechtler umwelt- und sozialgerechtere Formen der Mobilität. Der Abbau von Rohstoffen für die Autoindustrie führe zu teils katastrophalen sozialen, umweltbezogenen und menschenrechtlichen Folgen, heißt es in einer Studie, welche die kirchlichen Hilfswerke Misereor und „Brot für die Welt“ gemeinsam mit der Organisation PowerShift am 3. September in Berlin und Aachen veröffentlichten. „Die Elektromobilität erhöht den Druck auf rohstoffreiche Regionen“, warnte Teresa Hoffmann von „Brot für die Welt“.
Der Verkehrssektor habe im Jahr 2019 ein Fünftel der CO2-Emissionen verursacht, kritisierten die Organisationen mit Blick auf die am 7. September beginnende Internationale Automobilausstellung (IAA) in München. Trotz verbesserter Technik seien die Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten kaum zurückgegangen. „Trotz Klimakrise und Rohstoffkonflikten produziert die deutsche Autoindustrie immer mehr und immer schwerere Autos“, sagte die Hauptautorin der Studie, Merle Groneweg. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, brauche es ein zügiges Ende des Verbrennungsmotors. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Umweltschäden für den Bau von E-Autos
Zugleich warnten die Autorinnen und Autoren vor Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden beim Abbau von Rohstoffen für Elektroautos. Die deutsche Automobilindustrie sei einer der Hauptabnehmer von metallischen Rohstoffimporten. In vielen Fällen gehe der Abbau mit gravierenden Folgen für Menschen und Umwelt einher. Um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakatastrophe noch zu verhindern, müsse vor allem die Anzahl und Größe der Autos auf Deutschlands Straßen deutlich reduziert werden, forderten die Organisationen.
Die Autorinnen und Autoren untersuchen die tiefgreifenden Umweltschäden in Folge des Rohstoffabbaus weltweit. In Indonesien beispielsweise würden Luft und Meer beim Abbau von Nickel verschmutzt sowie Arbeitsrechte verletzt. Das Metall sei für die Autoindustrie mehrfach relevant und zentrales Element für zukünftige Batterietechnologien. Auch auf den Philippinen werde Wasser durch den Nickelabbau verschmutzt, was zu Ertragseinbußen in der Reisernte und Fischerei führe.
Nickel aus der Tiefsee
Für die Herstellung von Elektroautos werde auch in der Tiefsee nach Nickel, Kobalt und anderen Rohstoffen gesucht. Die Folgen des Tiefseebergbaus seien jedoch auf Grund des geringen Wissens über die Ökosysteme der Tiefsee schwer abzuschätzen. Die Autorinnen und Autoren fordern einen Stopp oder die vorübergehende Aussetzung des Bergbaus unter Wasser.
Auch Amnesty International forderte die Autoindustrie dazu auf, ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten entlang der Produktionskette von Autobatterien nachzukommen. Mehrfach seien Menschenrechtsverletzungen bei der Rohstoffgewinnung für wiederaufladbare Batterien dokumentiert worden. Dazu zähle etwa Kinderarbeit bei der Förderung von Kobalterz in der Demokratischen Republik Kongo.