Düsseldorf/Bielefeld (epd). Laut einer Studie der Universität Bielefeld gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gangsta-Rap und der Neigung, antisemitische und frauenfeindliche Aussagen zu teilen. „Die oftmals antisemitischen Textpassagen im Gangsta-Rap haben Einfluss auf die Wert- und Demokratiehaltungen bei den Jugendlichen“, sagte der Wissenschaftler und Studienleiter Marc Grimm am 4. Mai bei der Vorstellung der Studie in Düsseldorf. Die Musik beeinflusse nicht nur das Denken, sondern auch das Handeln der Jugendlichen. Die Studie wurde von der Antisemitismus-Beauftragten der NRW-Landesregierung, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, in Auftrag gegeben.

Die Forscher gingen in Interviews mit Jugendlichen unter anderen der Frage nach, welche antisemitischen Motive und diskriminierenden Äußerungen von Jugendlichen aufgenommen werden und was Spuren in den Einstellungen der Hörerinnen und Hörer hinterlässt. „Wir dürfen nicht zusehen, wie Musiker Antisemitismus propagieren,“ sagte Leutheusser-Schnarrenberger. Notwendig sei vielmehr zielgruppen- und altersgerechte Präventionsangebote. Grimm bedauerte, dass es unter anderem in den Schulen trotz der Thematisierung des Nationalsozialismus im Unterreicht noch nicht zur Beschäftigung mit den teils antisemitischen Texten im deutschsprachigen Gangsta-Rap gekommen sei. Insbesondere antisemitische Codes, also die Verwendung von Symbolen und Andeutungen, in Texten oder Bildern in Videos, würden oft nicht als solche erkannt und verstanden.

Befragt wurden 500 Jugendliche zwischen 12 und 24 Jahren. Ergebnisse der Studie sollen im Juni bei einer digitalen Fachtagung diskutiert, und es sollen Möglichkeiten der Prävention erörtert werden. Im Vorfeld der Tagung appellierte Leutheusser-Schnarrenberger am Dienstag an die Musikbranche. „Auch die hat eine Verantwortung“, mahnte die Antisemitismusbeauftragte.