Berlin (epd). Auf dem Berliner Ostbahnhof ist am 15. August im Rahmen eines Pilotprojektes eine Anlaufstelle für Frauen eröffnet worden, die Gewalt ausgesetzt sind. „Es ist unerträglich, dass alle vier Minuten eine Frau in Deutschland Opfer von häuslicher Gewalt wird. Niemand sollte sich schämen, Opfer von Gewalt geworden zu sein“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei der Eröffnung des Büros der Bundespolizei, in dem Frauen Beratung und Unterstützung erhalten können. Die Anlaufstelle soll die Hemmschwelle für Betroffene senken, Hilfe zu suchen.
„Wir wollen, dass mehr Täter strafrechtlich zur Verantwortung gezogen und mehr Frauen vor Gewalt geschützt werden“, betonte die Ministerin. Die Polizeibeamtinnen, die die Anlaufstelle betreuen, haben für ihre Arbeit demnach eine besondere Fortbildung erhalten. Sie sollen den Frauen helfen und Anzeigen aufnehmen, damit Täter verfolgt werden können. Damit, so die Ministerin, würden „die bereits bestehenden Hilfsangebote für gewaltbetroffene Frauen ergänzt“.
Die Anlaufstelle, die rund um die Uhr geöffnet ist, ist ein zusätzliches Angebot der Bundespolizei, die für die Sicherheit auf Bahnhöfen zuständig ist. Die „geschulten, erfahrenen und sensiblen Beamtinnen“ böten Unterstützung für die Opfer an und nähmen Anzeigen auf.
Faeser: „Ich hoffe, dass Frauen, die Opfer einer Gewalttat geworden sind oder bedroht werden, sich hierdurch schneller der Polizei anvertrauen können. Wir wollen, dass mehr Täter strafrechtlich zur Verantwortung gezogen und mehr Frauen vor Gewalt geschützt werden.“ Im Rahmen einer Pilotphase ist nach Angaben des Innenministeriums eine zweite solche Stelle auf dem Kölner Hauptbahnhof geplant.
In Deutschland wird fast alle zwei Minuten ein Mensch Opfer häuslicher Gewalt. Laut dem im Juni vorgestellten Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA) zur häuslichen Gewalt gab es 2023 mehr als 256.000 Opfer. Das waren 6,4 Prozent mehr als im Vorjahr. 70,5 Prozent der Opfer sind weiblich, während drei Viertel (75,6 Prozent) der mutmaßlichen Täter männlich sind.
Die Zahlen von polizeilich registrierter häuslicher Gewalt steigen nach Angaben des Ministeriums nahezu kontinuierlich an, in den letzten fünf Jahren um 19,5 Prozent. Doch nach wie vor sei davon auszugehen, dass viele Taten der Polizei nicht gemeldet werden, etwa aus Angst oder Scham.