sozial-Branche

Pflege

Fachverband: Eigenanteile begrenzen, aber richtig!



Mönchengladbach (epd). Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege fordert eine grundlegend neue Finanzierung von Pflege- und Betreuungsleistungen. Zur Begründung verweist der Arbeitgeberzusammenschluss auf explodierende Kosten für die Pflegebedürftigen und deren Angehörige in Heimen. „In stationären Einrichtungen zahlen Menschen aktuell im Bundesdurchschnitt 2.870 Euro aus ihrer eigenen Tasche für die Versorgung. Das sind fast zehn Prozent mehr als noch Mitte 2023“, heißt es in der Miteillung. Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege betonte, dass die Situation in der ambulanten Pflege für die Betroffenen mindestens genauso dramatisch sei.

„Bei angenommenen zwei Stunden Pflege pro Tag durch einen ambulanten Pflegedienst belaufen sich die Kosten auf rund 4.000 Euro pro Monat. Die Pflegekasse übernimmt im Pflegegrad 2 aber nur 761 Euro und im Pflegegrad 3 lediglich 1.432 Euro pro Monat. Bleibt ein rechnerischer Eigenanteil je nach Pflegegrad zwischen 3.239 und 2.568 Euro“, so Sprecher Thomas Eisenreich.

84 Prozent der Pflegebedürftigen leben daheim

Von den rund fünf Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland leben den Angaben nach 84 Prozent im eigenen Haushalt. 16 Prozent (rund 794.000 Betroffene) leben in stationären Einrichtungen. Rund 4,2 Mio. Pflegebedürftige werden in der eigenen Wohnung versorgt. 1,1 Millionen Personen erhalten dabei Unterstützung durch einen ambulanten Pflege- oder Betreuungsdienst.

Laut Eisenreich ist ein Ende der Preissteigerungen in der Pflege nicht absehbar. Es sagte: „Der ausschließliche Blick auf die Eigenanteile in der stationären Pflege verschleiert und verharmlost die dramatische Situation, in der sich die Mehrheit der Pflegebedürftigen und deren Angehörige derzeit befindet.“

Finanzierung muss komplett anders erfolgen

Die Träger stellten erneut die Systemfrage der Finanzierung. „Mit Obergrenzen und Preisbremsen ist es nicht getan. Um die außerordentlichen Belastungen abzufedern, benötigen wir eine grundlegende Neuaufstellung der Finanzierung von Pflege- und Betreuungsleistungen“, sagte Ulrich Christofczik, Geschäftsführer der Evangelischen Dienste Duisburg und ebenfalls Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege. „Ein ‚weiter so‘ darf es nicht geben. Die Zeche zahlen die Betroffenen und die Kommunen. Damit muss jetzt Schluss sein. Die Bundesregierung spielt auf Zeit, “die wir und die Betroffenen aber nicht haben."

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe Entbürokratisierung, Kompetenzstärkung, neue Versorgungssäulen und jetzt die Einführung von Obergrenzen versprochen. Jetzt müsse er liefern, so die Forderung der Fachleute.