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Pflege

Studie zu Hitzebelastung Beschäftigter in der ambulanten Pflege



Hitzeschutz ist auch in ambulanten Pflegediensten ein Thema, unter Hitze leiden Patienten und Beschäftigte. Eine Studie zeigt, dass der Stand der Umsetzung von Schutzmaßnahmen in den verschiedenen Betrieben sehr unterschiedlich ist.

Berlin (epd). Nur wenige ambulante Pflegedienste sind einer Studie zufolge in regionale Hitzeschutznetzwerke eingebunden. Nur fünf Prozent der befragten Pflegedienste in einer am 18. Juli in Berlin veröffentlichten Untersuchung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) gaben an, Teil eines solchen Netzwerks zu sein. Hingegen hatten 47 Prozent der Pflegedienste interne Hitzereaktionspläne. Für die Studie hatte das ZQP bundesweit 1.000 Leitungskräfte und Qualitätsbeauftragte ambulanter Dienste zu ihren Erfahrungen und zum Umgang mit Hitzeereignissen in den Diensten im Sommer des zurückliegenden Jahres befragt.

Hitzebedingte Gesundheitsprobleme sehen der Studie zufolge viele Pflegedienste als ernstes Problem. Knapp ein Drittel (32 Prozent) gab danach an, dass ihre Kolleginnen und Kollegen bei Hitzewellen sehr oft oder oft körperlich erschöpft seien und dieses Phänomen zunehme. Ähnliches gelte für geistige Erschöpfung (26 Prozent). Dies könne nicht nur die Arbeitsbedingungen verschlechtern, sondern auch gravierende Auswirkungen auf die Sicherheit der pflegerisch versorgten Menschen haben, warnte das ZQP. Ein Fünftel (20 Prozent) der Leitungskräfte und Qualitätsbeauftragten bekundeten in der Studie, dass bei der Arbeit unter Hitze mehr Fehler in ihrem Dienst aufträten.

Schutz fällt unterschiedlich aus

44 Prozent der Befragten schätzen, dass es in den drei Monaten vor der Befragung in ihrer Region oft oder sehr oft so heiß war, dass damit ein gesundheitliches Risiko für die von ihnen versorgten pflegebedürftigen Menschen verbunden gewesen ist. Mehr als die Hälfte der Pflegedienste habe in dieser Zeit mindestens eine Hitzewelle bewältigen müssen.

Zwar haben der Studie zufolge mehr als 90 Prozent aller Pflegedienste bereits einzelne empfohlene Hitzeschutzmaßnahmen umgesetzt. Welche dieser Maßnahmen das waren, ist allerdings stark unterschiedlich. So gaben 55 Prozent der Befragten an, in ihrem Pflegedienst seien noch keine Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter zum Thema Hitzeschutzmaßnahmen geschult worden. 28 Prozent sagten, bei ihnen im Betrieb werde nicht geprüft, ob Klientinnen und Klienten zu einer Risikogruppe für hitzebedingte Gesundheitsprobleme gehören.

Der ZQP-Vorstandsvorsitzende Ralf Suhr sagte, alle Dienste müssen sich kümmern und dabei unterstützt werden, zentrale Maßnahmen wie die Erarbeitung eines Hitzeschutzplans oder Mitarbeiterschulungen zum Thema Hitze umzusetzen. Während Hitzewellen könne die Arbeitsbelastung in der Pflege beträchtlich erhöht sein. „Dabei kommen zwei maßgebliche Faktoren zusammen“, erläuterte Suhr: „Zum einen wirkt sich Hitze naturgemäß auf die Leistungsfähigkeit der Pflegenden selbst aus und zum anderen steigt oftmals der Informations- und Versorgungsaufwand bei den pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen. Das bedeutet für die Pflegenden, sie müssen unter den erschwerten Bedingungen zum Teil über Tage mehr Leistung unter Zeitdruck erbringen.“

Zentrale Aufgaben im Bereich des Wohnens

Es gebe noch weitere dringende Aufgaben dabei, um ältere hilfebedürftige Menschen besser vor den Einwirkungen von Sonne und Hitze zu schützen, erklärte Suhr. Eine zentrale Aufgabe sehe er im Bereich des Wohnraums und insbesondere im Wohnumfeld: „Ein wichtiger Aspekt für Prävention und Gesundheitsförderung ist, dass das eigene Zuhause und das umgebende Quartier die Möglichkeiten für eine weitestgehend selbstständige Lebensführung sowie für soziale Teilhabe von älteren pflegebedürftigen Menschen erhöht - und vor allem nicht senkt.“ So seien zum Beispiel wirksame Verschattungsmöglichkeiten von Wohnungen, schattige Vorplätze und beschattete Sitzgelegenheiten im Umfeld der Seniorinnen und Senioren relevante Beiträge zu entsprechend pflegefreundlichen Lebensorten.