sozial-Branche

Pflege

33.600 Personen schließen erstmals neue Pflegeausbildung ab




Ausbildung in der Pflege
epd-bild/Jürgen Blume
Die generalistische Pflegeausbildung zieht junge Menschen an. Aber nur eine Minderheit entscheidet sich in der Ausbildung für eine Spezialisierung, etwa auf die Altenpflege. Der Arbeitgeberverband Pflege warnt vor einem Notstand.

Wiesbaden, Berlin (epd). Verbände sehen in steigenden Zahlen für die generalistische Pflegeausbildung die Attraktivität des Berufsbilds bestätigt. Das Pflegefachpersonal sei mit dem generalisierten Abschluss für den Einsatz in allen Settings qualifiziert, sagte die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), Vera Lux, am 24. Juli dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für qualifiziertes Personal in der Langzeitpflege sei kein separater Abschluss nötig. Entscheidend seien jetzt gute Praxisanleitungen in den Einrichtungen, um die Einsatzorte attraktiv zu machen und die jungen Pflegefachpersonen auf ihre Spezialisierung vorzubereiten.

„Demografie-Dilemma“

Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) hob hervor, dass der Pflegeberuf mittlerweile eine „Top-Ausbildungsvergütung, überdurchschnittliche Gehälter und eine Job-Garantie“ biete. Aber auch dies könne die Altenpflege nicht aus ihrem „Demografie-Dilemma“ befreien, erklärte AGVP-Präsident Thomas Greiner. Künftig müssten mehr Menschen gepflegt werden, Pflegefachpersonal scheide jedoch altersbedingt aus dem Beruf aus. Die nachkommenden Ausbildungs-Jahrgänge könnten diese Lücke nicht füllen.

Das Statistische Bundesamt hatte am 24. Juli mitgeteilt, dass im vergangenen Jahr rund 33.600 Menschen erstmals nach ihrer Reform die neue Pflegeausbildung abgeschlossen haben. Nahezu alle entschieden sich demnach für einen generalistischen Abschluss. Nur 300 Auszubildende spezialisierten sich im letzten Jahr ihrer Ausbildung auf die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, lediglich 100 auf die Altenpflege.

Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, beklagte, die Altenpflege sei „der große Verlierer der Generalistik“. Die Zusammenlegung von Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflegeausbildugn sei ein „Irrweg“ und müsse überprüft werden.

Hingegen sagte der Pflegewissenschaftler Sascha Köpke, der das Institut für Pflegewissenschaft an der Universität zu Köln leitet, dem epd, die Zahl der Absolventen mit Spezialisierung zur Altenpflege sei zwar beeindruckend niedrig: „Da hätte man sich andere Zahlen gewünscht.“ Dennoch stelle dies die generalistische Ausbildung nicht infrage. „Denn auch generalisiert Ausgebildete können in der Altenpflege tätig sein“, sagte der Professor für Klinische Pflege.

Drei Viertel Frauen

Laut Statistischem Bundesamt absolvierten über alle Jahrgänge hinweg zum Jahresende 2023 rund 146.900 Personen eine Ausbildung zur Pflegekraft, 75 Prozent davon Frauen. Allein im Jahrgang 2023 begannen 54.400 Personen die Ausbildung. „Der bisherige Höchstwert von 56.300 Neuverträgen aus dem Jahr 2021 konnte allerdings nicht erreicht werden“, hieß es.

Kernpunkt der 2017 auf den Weg gebrachten Ausbildungsreform ist eine Zusammenführung aller Pflegeberufe sowie eine Ausbildungsvergütung. Der erste Jahrgang startete 2020. Die Ausbildung dauert drei Jahre, im letzten Ausbildungsjahr können sich die angehenden Pflegefachkräfte spezialisieren.