sozial-Branche

Bundesregierung

Caritas und Ärzteschaft vermissen Finanzierung für Suizid-Vorbeugung



Die Bundesregierung hat sich auf den Weg gemacht, etwas gegen die steigende Zahl von Suiziden zu unternehmen. Aus Sicht von Ärzteschaft und Sozialverbänden fehlt aber ein schlüssiges Konzept zur Finanzierung.

Berlin (epd). Die Kritik an der Suizid-Präventionsstrategie von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält an. Der Caritasverband und die Ärzteschaft bemängelten, die Finanzierung sei nicht geklärt. Die bereits existierenden Angebote stünden damit weiter auf unsicheren Beinen, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (3. Mai).

Lauterbach hatte am 2. Mai die Suizid-Präventionsstrategie der Bundesregierung vorgestellt, mit der die Suizidrate gesenkt werden soll. Um Betroffene zu erreichen und das Thema Suizid zu enttabuisieren, kündigte er unter anderem eine Aufklärungskampagne und eine zentrale Krisendienst-Notrufnummer an. Welskop-Deffaa sagte: „Angesichts der steigenden Suizidzahlen, von denen Minister Lauterbach berichtet, wirkt es wie ein Hohn, dass es keine Idee zu geben scheint, wie die erfolgreichen Maßnahmen, die aufgelistet werden, finanziell abgesichert und fortgeführt werden sollen.“

Bundesärztekammer vermisst klare Zuordnung

Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt äußerte sich in Berlin ähnlich. Aus Sicht der Bundesärztekammer fehle „eine klare Zuordnung, wie bereits vorhandene und gut funktionierende Suizid-Präventionsangebote finanziell gesichert werden sollen“ und Doppelstrukturen vermieden würden. Lauterbachs Strategie-Entwurf sei ein erster Schritt, erklärte der Ärzte-Präsident. Nur eine gesetzliche Verankerung der Suizidprävention werde aber auch für eine finanzielle Absicherung der Maßnahmen sorgen, betonte Reinhardt.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte vor diesem Hintergrund einen Rechtsanspruch auf Suizidprophylaxe in der gesetzlichen Krankenversicherung. Dazu zählten Sprechstunden für suizidgefährdete Menschen, Behandlungsplätze und aufsuchende Therapie, sagte der Patientenschützer.

Gesundheitsminister Lauterbach will das Suizid-Präventionsgesetz in den kommenden Monaten vorlegen. Der Bundestag hatte im vergangenen Juli mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Bundesregierung bis Ende Januar dieses Jahres ein Konzept zur Vorbeugung und bis Ende Juni ein Suizid-Präventionsgesetz hätte vorlegen sollen. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts nehmen sich in Deutschland jährlich fast 10.000 Menschen das Leben. Die Anzahl der Suizide ist damit mehr als dreimal so hoch wie die der Verkehrstoten. Zuletzt stieg sie im Jahr 2022 von 9.215 Suiziden im Vorjahr auf 10.119 Fälle von Selbsttötungen.