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Suchtexpertin: Cannabis-Legalisierung ist halbherzig




Künftig ist Cannabis unter bestimmten Bedingungen legal erhältlich.
epd-bild/Jürgen Blume

Düsseldorf (epd). Die Suchtexpertin Denise Schalow sieht in dem am 16. August vorgestellten Kabinettsentwurf zur Legalisierung von Cannabis mehrere Schwächen. „Es ist nicht davon auszugehen, dass das den Schwarzmarkt aushebeln wird“, sagte die Suchtberaterin der Diakonie Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dazu seien die Hürden zum Zugang zu Cannabis zu hoch, der Entwurf sei „halbherzig“.

Da man den Schwarzmarkt nicht kontrollieren könne, sei es umso wichtiger, den Konsum auf andere Weise in den Griff zu bekommen, erklärte Schalow, die sich im Vorstand des Evangelischen Fachverbands Sucht Rheinland-Westfalen-Lippe engagiert. Eine Legalisierung biete die Chance, Abgabe und Wirkstoffkonzentration zu kontrollieren und so auf Jugendschutz und Prävention hinzuwirken.

Cannabis nicht unterschätzen

Cannabis-Konsum könne durchaus schwere Folgen haben, warnte die Diakonie-Suchtexpertin: „Jeder, der in der Suchthilfe arbeitet, kann bestätigen, dass es Abhängigkeiten bei Cannabis gibt.“ Schalow trat „Verniedlichungen“ entgegen, wonach der Hanf-Wirkstoff lediglich psychische Abhängigkeiten auslöse, keine körperlichen. „Auch eine psychische Abhängigkeit kann schwerwiegend sein“, sagte sie.

Zugleich gebe es weitere Gesundheitsrisiken durch den Cannabis-Konsum, vor allem bei jungen Menschen. Die Gedächtnisleistung verschlechtere sich bei regelmäßigem Konsum, außerdem drohten Persönlichkeitsveränderungen und Störungen in den Sozialbeziehungen. Die Form des Konsums, üblicherweise durch Rauchen, sei ebenfalls gesundheitsschädlich.

Keine Prävention mit erhobenem Zeigefinger

Eine funktionierende Prävention dürfe sich nicht auf Plakat- und Fernsehkampagnen beschränken, sagte Schalow. Social Media müsse eine große Rolle spielen, da man junge Menschen sonst nicht erreiche. Vor allem aber müssten Präventionsstellen finanziell gut ausgestattet sein, die Betroffene beraten und über Gefahren aufklären könnten. Es bedürfe auch Multiplikatoren wie beispielsweise Eltern, Mitarbeitende in der Jugendhilfe oder Lehrkräfte. Eine gute Prävention müsse „neutral, wertfrei und ehrlich über Risiken aufklären“, sagte Schalow: „Das funktioniert mit dem erhobenen Zeigefinger nicht.“

Nils Sandrisser


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