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Gesundheit

Interview

Diakonie: Sind beim Hitzeschutz schon aktiv




Ulrich Lilie
epd-bild/Heike Lyding
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will den Hitzeschutz in Deutschland auf ein gesetzliches Fundament stellen. Die Diakonie begrüßt den Ansatz, doch Präsident Ulrich Lilie betont im Interview mit epd sozial auch, dass bereits viel getan wurde, um etwa Menschen in Pflegeheimen gut zu schützen.

Berlin (epd). Im Gespräch mit dem epd betonte Diakoniechef Ulrich Lilie, es lägen noch keine Details für das Schutzkonzept auf dem Tisch. Doch diese Initiative, die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit ganz oben auf die politische Tagesordnung zu setzen, sei gut und richtig, betonte Lilie. Um gerade vulnerable Gruppen vor Hitze zu schützen, brauche es aber ein Gesamtkonzept. Dazu gehörten auch bauliche Maßnahmen. Doch ohne Geld sei baulich wenig zu erreichen, betont Lilie. Die Fragen stellte Dirk Baas.

epd sozial: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will den Hitzeschutz gesetzlich regeln. Ist das sinnvoll oder ein neuer Fall von „Überregulierung“?

Ulrich Lilie: Ohne Kenntnis der konkreten Ausgestaltung des Hitzeschutzplans, lässt sich das nicht beurteilen. Grundsätzlich begrüßen wir, dass das Gesundheitsministerium das Thema in einer präventiven Perspektive aufgreift. Die gesundheitlichen Belastungen durch Hitze und Klimawandel sind bereits jetzt für alle Menschen spürbar. Einige Personengruppen sind besonders gefährdet: Obdachlose Menschen, chronisch kranke oder pflegebedürftige Menschen, aber auch kleine Kinder oder ältere Menschen. Zu denken ist auch an Geflüchtete, die in unzureichend isolierten Containerunterkünften wohnen.

epd: Wer sollte an den Plänen beteiligt werden?

Lilie: Für uns ist es wichtig, dass der Bund gemeinsam mit den Ländern und Kommunen, den Leistungsträgern sowie den Leistungserbringern an der Hitzeschutz-Prävention arbeitet. Der Minister sollte von vornherein andere Ressorts einbeziehen, denn es geht beispielsweise auch um Arbeitsschutz, um Stadtentwicklung oder um die Förderung von Investitionen. Wir erwarten uns sehr konkrete Maßnahmen, wie die Unterstützung bei der energetischen Gebäudesanierung.

epd: Konzepte müssen auch umgesetzt werden. Ist das gewährleistet angesichts von Personalnot in vielen Häusern?

Lilie: In den stationären Pflegeeinrichtungen, in Krankenhäusern oder Kindertagesstätten ist das Thema Hitzeprävention bereits in den vergangenen Jahren ein wichtiges Handlungsfeld geworden. Wir haben verschiedene Informationsmaterialien wie Empfehlungen, Aufklärungsvideos, Broschüren mit Praxisbeispielen zur Verfügung gestellt, die die Mitarbeitenden nutzen, um angepasste Konzepte in ihren Einrichtungen zu entwickeln. Die Diakonie Deutschland kooperiert mit dem Naturschutzbund mit dem Ziel, die Artenvielfalt unserer Grünflächen rund um unsere Einrichtungen, und damit auch das Mikroklima, zu verbessern.

epd: An wen richten sich diese Tipps?

Lilie: Unsere Empfehlungen gehen vor allem an die Fachkräfte, die mit vulnerablen Personen arbeiten. Ziel ist es, das Arbeitsumfeld hitzetauglich zu gestalten, haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende zu sensibilisieren und Bewohner und Patientinnen, die auf Hilfe angewiesen sind, zu schützen. Es kommt darauf an, dass gesetzliche Vorgaben in Konzepten regional und arbeitsfeldspezifisch ausgestaltet werden. Es ist wichtig, dass die Erfahrungen aus der Praxis in die Konzepte einfließen. Bitte keine zusätzliche bürokratische Belastung, sondern Konzepte, die in den Diensten und Einrichtungen gut umgesetzt werden können.

epd: Besserer Hitzeschutz erfordert oft auch teure bauliche Veränderungen. Haben die Träger das Geld dafür oder muss ein neuer öffentlicher Fördertopf her?

Lilie: Hitzeschutz ist Klimaschutz und Klimaanpassung. Er muss Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie sein. Die Klimaschutzforderungen, die die Diakonie Mitte Mai formuliert hat, gelten auch für den Hitzeschutz. Notwendige Investitionen unserer Träger und Einrichtungen in den Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen müssen von den Kostenträgern refinanziert werden. Die Bundesregierung kann ihre Klimaziele nur gemeinsam mit der Sozialwirtschaft erreichen. Der Gebäudesektor hinkt beim Klimaschutz weit hinterher. Die energetische Sanierung von Sozialimmobilien schützt das Klima. Wir wollen klimaneutral werden und wir wollen in den gesundheitlichen Hitzeschutz investieren, brauchen dafür aber gesetzliche Grundlagen und finanzielle Förderung.



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