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Armut

Milchreis und heiße Suppe beim "Wärmewinter"




Suppenausgabe
epd-bild/Meike Böschemeyer
Mit der bundesweiten Aktion "Wärmewinter" will die Diakonie die Folgen der Energiekrise für die Ärmsten der Gesellschaft lindern. Zwei Beispiele aus Sachsen-Anhalt zeigen, wo die Hilfe ankommt.

Stendal, Magdeburg (epd). Es wird laut im „Kidsclub“ in Stendal in Sachsen-Anhalt. In dem Jugendclub, der von der christlichen Initiative „Lebendige Steine e.V.“ getragen wird, warten an diesem Tag rund 60 Kinder auf den warmen Milchreis mit Zimt oder Apfelmus, den sie hier einmal wöchentlich erhalten. Im Stadtteil Stadtsee, einem Plattenbauviertel und sozialen Brennpunkt, sind viele ihrer Eltern bedürftig oder arbeitslos.

Seit Oktober vergangenen Jahres gibt es dieses wöchentliche Angebot, um die Eltern zumindest an einem Tag in der Woche zu entlasten. Finanziert wird die Maßnahme insbesondere durch die bundesweite Aktion „Wärmewinter“ der Diakonie.

Geld aus der Energiepreispauschale

Das Geld stammt aus den Sondereinnahmen aus der Energiepreispauschale. Die 300 Euro, die im September 2022 die meisten Bürger als Ausgleich für die stark gestiegenen Energiekosten erhalten haben, war steuerpflichtig, sodass auch Kirchensteuer auf die Sonderzahlung anfiel. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat - wie die anderen Landeskirchen auch - beschlossen, die Mehreinnahmen an Menschen in Not weiterzugeben.

Laut Diakonie Mitteldeutschland wurden seit dem Start der Aktion „Wärmewinter“ im Oktober insgesamt gut 100 Maßnahmen mit rund 644.000 Euro unterstützt. Davon seien bis vergangenen Monat gut 205.000 Euro an die Tafeln, Bahnhofsmissionen und ähnliche Einrichtungen in Thüringen und Sachsen-Anhalt geflossen. Knapp 50.000 Euro gingen an Familien in Not, während rund 240.000 Euro für die energetische Sanierung von diakonischen Einrichtungen verwendet wurden, etwa für energiesparende Küchengeräte in Wärmestuben oder eine Photovoltaik-Anlage in einem Sozialzentrum.

Unterstützung auch für andere Sozialprojekte

Gut 113.000 Euro sind bis Januar in spezielle „Wärmewinter“-Aktionen geflossen, die die Not der Menschen durch gestiegene Heizkosten oder Lebensmittelpreise lindern soll. Auch der Verein „Lebendige Steine“ in Stendal hat 10.000 Euro aus diesem Topf erhalten, die nicht nur für die Kinderspeisung, sondern unter anderem auch für die Aktion „Kleiderkreisel“ verwendet werden, bei der Bedürftige günstig Second-Hand-Kleidung erwerben können. Für die gestiegenen Betriebskosten, unter anderem für Strom und Heizung, gab es 6.000 Euro aus dem „Wärmewinter“-Topf.

Auch bei der Diakonie in Halberstadt hat sich Babette Friedrich, Leiterin Soziale Dienste, ein besonderes Projekt einfallen lassen. In den kalten Wintermonaten bietet die Diakonie einen „Beratungs-Wärme-Treffpunkt“. Unter dem Motto „Suppen-Dienstag mit der Extra-Wurst“ erhalten Bedürftige hier einmal die Woche eine warme Mahlzeit, aber auch Beratung zu Energiekosten, Sozialleistungen und anderen Hilfen.

„Mit den Menschen ins Gespräch kommen“

„Wir wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen“, sagt Friedrich im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aber die Menschen sollen sich auch untereinander vernetzen und sich gegenseitig helfen - zum Beispiel im Umgang mit den Nebenkostenabrechnungen, die jetzt zum Jahresbeginn vielfach in den Briefkästen landen.

Zugleich will die Halberstädter Diakonie mit dieser Aktion auf andere Hilfsangebote in ihrem Hause hinweisen, zum Beispiel auf die Kleiderkammer oder Sozialberatung. 6.300 Euro gab es dafür aus dem Fördertopf für den „Wärmewinter“. Noch bis Ende dieses Monats läuft die Aktion - und Babette Friedrich ist mit dem Zuspruch bisher zufrieden. „Diese Woche waren 31 Leute da, letzte Woche 26. Das Angebot spricht sich langsam rum.“ Und das Beisammensein in geheizten Räumen bei heißer Suppe tue den Menschen gut. „Unsere Herzen und Ohren sind für sie offen“, so die Sozialarbeiterin.

Oliver Gierens