die Silvester-Krawalle 2015 am Kölner Hauptbahnhof waren fast vergessen, da wiederholen sich ähnliche Ausschreitungen am Jahreswechsel. Wieder nimmt eine Debatte Fahrt auf, die es vor Jahren schon gab: Es geht um die Frage, warum so oft junge Migranten über die Stränge schlagen. Und auch darum, wie Politik und Gesellschaft dem allgemeinen Hang zur Gewaltbereitschaft präventiv begegnen können. Während auch die Forderung nach härteren Strafen und mehr Polizei laut wird, warnen Experten davor, Ausländer pauschal zu kriminalisieren. Der Soziologe und Psychologe Kazim Erdogan bezeichnet die Debatte um die ethnischen Hintergründe der Krawalle als „Schnellschuss“. Es gehe darum, zu verschleiern, dass man keine schnellen Antworten auf soziale Entwicklungen habe.
Peter Fraul, der in Wirklichkeit nicht so heißt, kommt finanziell kaum über die Runden. Obwohl die Lebensmittelpreise deutlich gestiegen sind, geht der 71-jährige Sozialhilfebezieher nicht zur Tafel. Er ist einer von 17.000 Hilfebeziehern in München. Dort sind die Preise besonders hoch. „Ich merke das brutal“, sagt Fraul - und kommt doch irgendwie klar.
Für den Göttinger Soziologen Berthold Vogel sind die vielen aktuellen Versorgungsprobleme hausgemacht: „Die zentrale Ursache sind fehlende Investitionen. Das gilt für das Gesundheitswesen und die Rettungsdienste, für den baulichen Zustand von Schulen, Gerichtsgebäuden und Verwaltungen.“ Es sei zum Teil erbarmungswürdig, was man dort vorfinde, und einer reichen Gesellschaft nicht würdig, sagte der Forscher im Interview mit epd sozial. Sein Rat an den Staat: viel Geld in die Hand nehmen und „widerstandsfähige Strukturen schaffen“.
Simone Weber von der Diakonie Bayern und Professor Joachim König aus Nürnberg sind überzeugt: Springerkonzepte beim Personaleinsatz in der Pflege sind unumgänglich. Sie seien „ein wichtiger Baustein, wenn es darum geht, Pflegepersonal gute und verlässliche Arbeitsbedingungen zu bieten“ - nicht nur bei der Diakonie. Wie sich diese erprobten Konzepte auf den Arbeitsalltag auswirken und wie sie bei den Beschäftigten ankommen, schreiben sie in ihrem Gastbeitrag für epd sozial.
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Ihr Dirk Baas