Frankfurt a.M. (epd). Der Bundesregierung fehlt es nach Ansicht des Paritätischen Gesamtverbandes am politischen Willen, Kinderarmut konsequent zu beseitigen. Deshalb kämen nachhaltige Lösungen wie die Kindergrundsicherung nicht auf dem Weg, sagte Marion von zur Gathen, Leiterin der Abteilung Soziale Arbeit, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine solche Reform „verlangt eine komplette Neuausrichtung in der Unterstützung und Förderung von Kindern und deren Familien“. Gefordert werden Beträge je nach Einkommen der Eltern von bis zu 695 Euro pro Kind im Monat.
Eine solcher sozialpolitischer Systemwechsel sei aber auch deshalb geboten, weil sich dadurch „die Sicht auf Familien verändert. Sie brauchen kein Misstrauen, sondern Respekt und Wertschätzung sowie das Vertrauen zum Wohle ihrer Kinder zu handeln“, sagte die Expertin.
Sie erinnerte daran, dass ihr Verband den Begriff einer bedarfsorientierten „Kindergrundsicherung“ schon 1998 in die politische Debatte eingeführt habe. 2009 sei dann das Bündnis Kindergrundsicherung entstanden, dem auch ihr Verband angehöre. Doch sei es dem Bündnis bis heute nicht gelungen sei, Politikerinnen und Politiker in Bund und Ländern zu von den Vorzügen einer solchen Reform zu überzeugen. Mittlerweile gehörten der Initiative vierzehn Verbände und Organisationen sowie dreizehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an.
Zwar gebe es in den Programmen einzelner Parteien zur Bundestagswahl Ansätze, die in die richtige Richtung gingen, sagte von zur Gathen. „Wichtiger als die Wahlprogramme ist das, was letztendlich im Koalitionsvertrag steht und dann auch umgesetzt wird.“ Die Zeit sei reif für eine Neuorientierung in der monetären Förderung und Unterstützung von Familien. „Deutschland darf es nicht länger hinnehmen, dass in unserem reichen Land Kinder in Armut aufwachsen“, sagte die Expertin.