Dortmund (epd). Die nordrhein-westfälische Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) hat dazu aufgerufen, stärker gegen die Diskriminierung von Sinti und Roma anzugehen. „Nicht zuletzt bemisst sich der Zustand einer demokratischen Gesellschaft an ihrem Umgang mit Minderheiten“, sagte die Ministerin am 2. August in Dortmund laut Redetext bei einer Veranstaltung zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma. Im Nationalsozialismus habe der Hass und der Mord an Minderheiten „jede Menschlichkeit verschlungen“ und zum „Zivilisationsbruch“ geführt.

Die Ermordung und Verfolgung von Sinti und Roma in der NS-Zeit sei zu oft ignoriert oder gar geleugnet worden, erklärte Paul. „Das hat das Leiden, die Stigmatisierung und die Entrechtung von Sinti und Roma auch über den Nationalsozialismus hinaus verlängert.“ Es sei wichtig, die Erinnerung an dieses Unrecht wachzuhalten, Lücken in der Aufarbeitung zu schließen und den Schmerz der Sinti und Roma anzuerkennen.

Daraus ergebe sich auch eine Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft, betonte die Integrationsministerin. „Hass ist ein schleichendes Gift, das versucht, den Zusammenhalt einer Gesellschaft langsam zu zersetzen.“ Deshalb sei es wichtig, sich jeden Tag gegen rassistisches Gedankengut sowie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu stellen. Noch immer erlebten zu viele Menschen Ausgrenzung und Diskriminierung.

Neue Landesmeldestelle Antiziganismus im Aufbau

Paul verwies zudem auf die Meldestelle Antiziganismus, die das Land zurzeit aufbaut. Damit solle Diskriminierung sichtbar gemacht und die Ergebnisse für neue politische Strategien genutzt werden. „Wir wollen aber vor allem auch Betroffenen eine erste Anlaufstelle zur Verfügung stellen, bei der sie sich Gehör verschaffen und das Erlebte mitteilen können“, sagte die Ministerin.

Das NS-Regime begann 1940 mit der systematischen Deportation von Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich. Nach Angaben des Deutschen Historischen Museums fielen geschätzt bis zu einer halben Million Sinti und Roma den Nationalsozialisten und ihrem Völkermord zum Opfer, 25.000 von ihnen aus Deutschland und Österreich.