Aachen (epd). Öffentliche Verbrennungen und Schändungen des Korans in europäischen Ländern gefährden nach Einschätzung des katholischen Hilfswerks Missio das Leben von Christen im Nahen Osten. Christen in den islamischen Ländern würden schnell für solche Aktionen in Mitverantwortung genommen und von politischen Scharfmachern als „eine Art fünfte Kolonne des Westens denunziert und angefeindet“, sagte der Vizepräsident von Missio Aachen, Gregor von Fürstenberg, am 1. August. „Das macht uns große Sorgen.“

Von Fürstenberg betonte, dass in demokratischen Gesellschaften grundsätzlich auch dann öffentliche Meinungsäußerungen toleriert werden müssten, wenn diese religiöse Gefühle verletzten. Die inszenierte Verbrennung des Korans eröffne jedoch keinen Diskursraum. „Sie erstickt vielmehr jeden Dialog und erschwert eine echte, konstruktive Auseinandersetzung mit den Problemen von religiös motiviertem Hass und Gewalt“, betonte er.

Ursache von Diskriminierung und Gewalt gegen Andersdenkende seien nicht religionsstiftende Schriften, sondern Akteure, die Religion ideologisch und politisch für ihre Zwecke missbrauchten. „Solchen Vereinnahmungen der Religion müssen wir klar und entschieden entgegentreten“, sagte von Fürstenberg. Fundamentalistische Äußerungen dürften öffentlich nicht unwidersprochen bleiben und Menschenrechtsverletzungen müssten geahndet werden. Zugleich sollten jene Stimmen in allen Religionen unterstützt werden, die für interreligiöse Verständigung eintreten.

Am 25. Juli hatten Demonstranten der Gruppe „Dänische Patrioten“ einen Koran vor der ägyptischen Botschaft in Kopenhagen verbrannt. In Dänemark war es der dritte Vorfall dieser Art innerhalb einer Woche. Auch in Schweden wurde die heilige Schrift der Muslime zweimal demonstrativ angezündet. Die Verbrennungen lösten teils heftige Reaktionen in islamischen Ländern aus. Aus Wut über eine angekündigte Koran-Verbrennung hatten irakische Demonstranten die schwedische Botschaft in Bagdad gestürmt und ein Feuer gelegt.