Lingen (epd). Mehr als 100 Atomkraftgegner haben nach Polizeiangaben am 21. Januar vor dem Kernkraftwerk im emsländischen Lingen gegen verlängerte AKW-Laufzeiten demonstriert. Es sei alles „so weit ruhig“, sagte eine Sprecherin der Polizei dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zu den Protesten hatten rund 20 Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden aufgerufen.
Sie fordern außerdem die umgehende Stilllegung der Lingener Brennelementefabrik und der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau. Das Atomkraftwerk Emsland in Lingen sowie die AKW Isar-2 in Bayern und Neckarwestheim-2 in Baden-Württemberg sind nicht wie zunächst geplant zum Jahreswechsel abgeschaltet worden, sondern sollen nach einem Beschluss der Bundesregierung bis Mitte April weiterlaufen.
„Wir erleben in Lingen das Gegenteil vom Atomausstieg“, sagte Alexander Vent vom Bündnis „Atomkraftgegner im Emsland“ (AgiEL). „Anstatt das AKW wie versprochen sofort stillzulegen, werden jetzt aufwendig nochmal Brennelemente umgruppiert.“ Nebenan solle die Brennelementefabrik erweitert werden, um die Atomgeschäfte mit Russland, China und diversen osteuropäischen Ländern auszubauen. Nötig sei stattdessen „eine glasklare Fokussierung“ auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, forderte das Bündnis.
Unterdessen wurde das AKW Emsland nach Angaben des Betreibers RWE am 21. Januar planmäßig für den Kurzstillstand zur Umgruppierung der Brennelemente im Reaktor heruntergefahren. „Wir werden keine neuen Brennelemente in unseren Kern einsetzen“, sagte Kraftwerksleiter Wolfgang Kahlert. Es würden lediglich die bereits vorhandenen Elemente zur optimalen Ausnutzung des Brennstoffs umgesetzt.