Berlin (epd). Der Krieg in der Ukraine verstärkt nach Einschätzung des Zentralrats der Juden in Deutschland den Antisemitismus. „Wir haben gesehen, dass, wie so häufig bei Krisen, Radikale und Verschwörungsideologien Zulauf erhalten“, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am 23. Februar vor dem ersten Jahrestag des russischen Überfalls am 24. Februar in Berlin. Jüdinnen und Juden stünden bei der Suche nach Sündenböcken für Probleme im Land ganz oben auf der Liste. Dieser Trend bestätige sich auch in den jüngsten Statistiken zu antisemitischen Straftaten.

Die jüdischen Gemeinden seien in dieser Situation solidarisch mit der Ukraine. „Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer dieses Krieges“, sagte der Zentralratspräsident weiter. Die Gemeinden hätten die Geflüchteten aus der Ukraine unterstützt und vor allem in den ersten Monaten Vermittlungsarbeit mit den Behörden geleistet.

Viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden hätten Familien und Freunde in der Ukraine und kämen häufig selbst aus dem Land, fügte Schuster hinzu. Andere hätten Verbindungen nach Russland. Sie seien sprachlos über das Vorgehen des Kremls und bestürzt darüber, was das für das Land bedeute.