Erfurt (epd). Der umstrittene Auftritt des evangelischen Pfarrers Martin Michaelis bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen im südthüringischen Sonneberg Anfang Dezember schlägt weiter Wellen. Laut einem Bericht von MDR Thüringen vom Wochenende steht der Thüringer Pfarrverein e.V. vor einer Zerreißprobe in der Sache: Außerplanmäßige Vorstandswahlen seien wahrscheinlich. Der Quedlinburger Pfarrer Michaelis ist Vorsitzender des Pfarrvereins mit rund 600 Mitgliedern.

Der stellvertretende Vorsitzende des Berufsvereins Thüringer Pfarrer, Pfarrer Tillmann Boelter aus Saalburg-Ebersdorf, sagte MDR Thüringen, der Vorstand wolle schnellstmöglich zu einer Mitgliederversammlung einladen. Das habe der Vorstand mehrheitlich beschlossen. Michaelis selbst habe an der Vorstandssitzung nicht teilgenommen.

Michaelis sagte dem Sender, er halte die Kritikwelle für „völlig überzogen“. Den Auftritt selbst rechtfertigte er demnach unter Verweis auf Meinungs- und Verkündigungsfreiheit.

Michaelis hatte am 5. Dezember in Sonneberg bei einem Aufzug gegen die Corona-Schutzmaßnahmen gepredigt. An dem Protestzug zu einer Grenzkapelle nahmen rund 1.000 Menschen teil, die überwiegend keine Schutzmasken trugen. Zum damaligen Zeitpunkt waren in Thüringen allenfalls ortsfeste Kundgebungen mit maximal 35 Teilnehmern erlaubt.

Auch der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hatte Michaelis' Auftritt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) verurteilt. Der Auftritt stehe in krassem Widerspruch zum Beschluss der Landessynode „Impfen ist Nächstenliebe“.