Das Museum Folkwang in Essen ist nach dem Urteil deutscher Kunstkritiker "Museum des Jahres 2019". Zwei weitere Auszeichnungen für wichtige Ausstellungen des vergangenen Jahres gingen am 5. Oktober nach Berlin und Rostock, wie die deutsche Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes Aica mitteilte. Die Kritiker hatten über die Auszeichnungen bereits im Frühjahr entschieden. Wegen der Corona-Pandemie konnten die Preise erst jetzt in Essen vergeben werden.

Dem traditionsreichen und besucherfreundlichen Essener Museum Folkwang sei es immer wieder gelungen, seine bedeutende Sammlung mit thematisch aktuellen Sonderausstellungen zu verbinden, begründeten die Aica-Kunstkritiker ihre Wahl. Besonders durch den 2010 eröffneten Neubau von David Chipperfield Architects sei ein "sich nicht allein architektonisch für die Stadt öffnendes Haus entstanden". Dem Direktor des Museums, Peter Gorschlüter, sei es gelungen, den Vertrag mit der Krupp-Stiftung um eineinhalb Jahre zu verlängern und damit die Stadt Essen dafür zu gewinnen, den freien Eintritt in die ständige Sammlung dauerhaft zu ermöglichen. Zu erwähnen sei auch die erfolgreiche Kooperation des Museums mit der Essener Folkwang Universität der Künste als wichtiger Ausbildungsstätte, hieß es.

Beste Ausstellung in Rostock

Zur "Ausstellung des Jahres" kürten die Kritiker die Schau "Palast der Republik" in der Kunsthalle Rostock. Hier sei leicht verständlich und wissenschaftlich sachlich anhand von Design, Architektur und Fotografie sowie aktueller Kunst die Geschichte des gleichnamigen Gebäudes im Herzen Berlins dargestellt worden, erklärte der Kritikerverband. Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung habe auf der Auseinandersetzung der zeitgenössischen Künstler mit dem umstrittenen und mittlerweile abgerissenen SED-Prachtbau gelegen. Die Ausstellung habe Maßstäbe gesetzt - über das mit Kunsthäusern spärlich besetzte Mecklenburg-Vorpommern hinaus.

Den Titel "Besondere Ausstellung" erhielt "The Making of Husbands: Christina Ramberg in Dialogue" in den Kunst-Werken Berlin. Auf beispielhafte Weise unterlaufe die Gruppenausstellung den "Trend zur kritiklosen Verstärkung von Einzelpositionen oder eindeutigen Statements". Gezeigt wurde nicht nur das wenig untersuchte Werk der Chicagoer Malerin Christina Ramberg (1946-1995), sondern auch Arbeiten von Alexandra Birckens, Senga Nengudis, Ghislaine Leung oder die für die Ausstellung entwickelten Papiertapeten Gaylen Gerbers.

Die rund 200 in der deutschen Aica-Sektion zusammengeschlossenen Autoren, Kritiker, Journalisten und Publizisten vergeben jedes Jahr ihre drei undotierten Auszeichnungen an Museen und für einzelne besonders gelungene Kunstausstellungen. In der internationalen Aica sind weltweit in 95 Ländern knapp 5.000 Mitglieder organisiert. Der Verband wurde 1948/1949 gegründet und von der Unesco als Nichtregierungsorganisation anerkannt.