Berlin (epd). Der Deutsche Kulturrat fordert weitere Maßnahmen, um Künstlern und Kreativwirtschaft das Überleben in der Corona-Krise zu ermöglichen. Zwar sei die erste Hürde genommen, erklärte Geschäftsführer Olaf Zimmermann mit Blick auf das am 25. März vom Bundestag verabschiedete Rettungspaket. Doch die Hilfen reichten nicht aus. Notwendig sei unter anderem ein nationaler Kulturförderfonds, sagte Zimmermann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Geld dafür sei da.
Zufrieden sei er vor allem dort, wo es um die Nothilfe für Solo-Selbstständige geht. Sie sollen in drei Monaten 9.000 Euro bekommen können, außerdem sind Lockerungen bei der Grundsicherung und mehr Mieterschutz vorgesehen. Da sei ein "vernünftiges Paket" geschnürt worden, sagte Zimmermann: "Künstler werden in den nächsten drei Monaten zurechtkommen. Da bin ich sehr froh."
Zuschuss erhöhen
Das gelte aber mitnichten für Kulturbetriebe, auch nicht für die kleinen. Bei fünf Beschäftigten reiche ein Zuschuss von 9.000 Euro für drei Monate hinten und vorne nicht aus. Auch seien Kreditprogramme oder Kurzarbeit, auf die Unternehmen zurückgreifen könnten, für Kulturbetriebe meist keine Option. Der Bund müsse diese entlasten, indem er den Zuschuss zur Künstlersozialkasse auf 50 Prozent erhöhe, forderte Zimmermann. Bislang beträgt dieser Zuschuss 20 Prozent.
Noch wichtiger sei ein eigenständiger nationaler Kulturförderfonds. Es gehe ja nicht nur ums Überleben, sondern auch darum, nach der Krise weiterzumachen, sagte der Kulturrats-Geschäftsführer: "Kultur wird bedeutender werden." Sie müsse die gesellschaftlichen Fragen nach den Folgen der Corona-Krise aufgreifen. Entsprechende künstlerische Projekte und Ideen könnten durch den Fonds gefördert werden. Besonders die "Schnittstelle zwischen analog und digital" müsse künftig mitbedacht werden, sagte Zimmermann. "Jetzt sehen wir, wie wichtig es ist, das Digitale in der Kunst zu vermitteln. Ein Opernstream reicht da nicht."
"Geld ist da"
"Das Geld ist da", sagte Zimmermann zum Vorschlag eines Kulturförderfonds. Die Bundesregierung habe im Rettungspaket für alle Ressorts 60 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Der Bund könne die Fördermittel den Kultur-Stiftungen des Bundes oder der Länder zur Verfügung stellen, die sich dann praktisch um deren Verteilung kümmern würden. Wie viel Geld jedes Ressort tatsächlich erhält, ist demnach noch nicht entschieden.
Zur Kultur- und Kreativwirtschaft gehören nach Angaben des Kulturrates 256.000 Unternehmen. Daneben sind rund 600.000 selbstständige Künstler und Kreative in der Kulturbranche tätig; unter ihnen rund 340.000 sogenannte Mini-Selbständige mit einem Umsatz unter 17.500 Euro im Jahr.
Das Rettungspaket ging am Mittwoch im Eilverfahren durch den Bundestag. Es sieht rund 156 Milliarden Euro vor, um Maßnahmen zum Schutz von Gesundheitssystem, Betrieben und Bürgern zu finanzieren. Am Freitag will der Bundesrat die Gesetze zur Corona-Krise billigen.