Der Neueigentümer des Berliner Verlags, Holger Friedrich, hat eine Mitarbeit bei der DDR-Staatssicherheit eingeräumt. Er sei unter dem Verdacht der Republikflucht von der Stasi verhaftet und vor die Wahl gestellt worden: Gefängnis oder Bereitschaft zur "Wiedergutmachung", erklärte Friedrich am 15. November auf der Internetseite der "Berliner Zeitung". Er veröffentlichte dort Antworten auf Fragen der "Welt am Sonntag", die Friedrichs Spitzeltätigkeit zuvor aufgedeckt hatte.

"Ich habe die Option b) gewählt, um mich der akuten Zwangssituation zu entziehen", erklärt Friedrich darin. Friedrich, der mit seiner Frau Silke die "Berliner Zeitung" gekauft hatte, räumt in den veröffentlichten Antworten auch ein, eine katholische Kirche besucht zu haben, um die Familie inklusive der Freundin eines kirchlich gebundenen Soldaten auszuforschen. "Diese Szene kann ich bestätigen", erklärte Friedrich. Kurz nach dieser Aktion habe er sich von der Stasi "dekonspiriert" und eine Kooperation wiederholt abgelehnt. Worte der Entschuldigung oder Reue finden sich in der Erklärung Friedrichs nicht.

"Beispiel für Transparenz"

In einer weiteren auf der Internetseite der "Berliner Zeitung" veröffentlichten Erklärung schreibt Herausgeber Michael Maier über den Umgang der Zeitung mit der Vergangenheit. Die Zeitung sei 1996 bestrebt gewesen, einen wirklichen Neuanfang zu ermöglichen. Man habe sich von Mitarbeitern getrennt: "Wir haben die Auffassung vertreten, dass Redaktionsmitglieder mit einer Stasi-Akte nicht in einer freiheitlich-liberalen Zeitung als schreibende Redakteure tätig sein können."

"Die Thematisierung der Akte des Verlegers Holger Friedrich durch die Zeitung 'Die Welt' zeigt, dass der Neuanfang immer noch nicht abgeschlossen ist", schreibt Maier. Für die Zeitung sei die Integrität der Berichterstattung das höchste Gut, zu der Distanz zu nicht-journalistischen Interessen und Transparenz gehöre. "Die Veröffentlichung der verstörenden Geschichte des Holger Friederich ist aus unserer Sicht ein Beitrag zu dieser Transparenz", schreibt Maier.

Die Neueigentümer des Berliner Verlags hatten mit einer am 8. November veröffentlichten Sonderausgabe der "Berliner Zeitung" zum 30. Jahrestag des Mauerfalls für Diskussionen gesorgt. Darin schreibt das Ehepaar unter der Überschrift "Berliner Botschaft", was sie mit dem Kauf der Zeitung bezwecken wollen. In dem Text findet sich auch ein Lob für den letzten DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz, der in den Mauerschützenprozessen schuldig gesprochen wurde. Krenz habe 1989 die Größe gehabt, "doch keinen Befehl zur Anwendung von Gewalt zu geben", schreiben die Friedrichs. In der gleichen Ausgabe gibt es auch ein zweiseitiges Interview mit Krenz, in dem dieser aus seiner Sicht die Geschehnisse während der friedlichen Revolution ausführlich schildert.

IT-Unternehmer

Das Ehepaar Friedrich hatte die "Berliner Zeitung" kürzlich von der Kölner Unternehmensgruppe DuMont gekauft, die sich nach zehn Jahren vom Berliner Verlag getrennt hat. Holger Friedrich gründete 2009 den Technology Think Tank Core und ist Geschäftsführer der Commercial Coordination Germany. Silke Friedrich leitet die Berlin Metropolitan School, die nach eigenen Angaben mit über 1.000 Schülern die größte internationale Schule Berlins ist.