Hunderte Missbrauchsvorwürfe gegen Pastoren und ehrenamtliche Mitarbeiter des Südlichen Baptistenverbandes haben in der größten protestantischen Kirche der USA Forderungen nach Reformen hervorgerufen. Der Informationsdienst "Religion News Service" zitierte den Präsidenten des Baptistenverbandes, J.D. Greear, es sei nun Zeit für "tiefgreifende Veränderungen". Missbrauch sei nicht nur eine Sünde, sondern auch eine Straftat. Greear rief zum Gebet für die 700 Missbrauchsopfer auf und die "vielen anderen Opfer", die noch nicht bekannt seien.

Im Informationsdienst "Baptist Press" forderte der baptistische Berater Dale Johnson am 12. Februar, Kirchen müssten sexuellen Missbrauch künftig grundsätzlich bei der Polizei melden. Der frühere Kirchenpräsident James Merritt erklärt im Kurznachrichtendienst Twitter, noch nie sei die Kirche mit einer größeren Krise konfrontiert worden.

380 Beschuldigte

Die Zeitungen "Houston Chronicle" und "San Antonio Express-News" hatten am Wochenende über zahlreiche Missbrauchsvorwürfe im 15 Millionen Mitglieder zählenden Baptistenverband berichtet. In den vergangenen zwei Jahrzehnten seien 380 Pastoren und Kirchenhelfer glaubhaft beschuldigt worden. Die Zeitungsartikel berichteten über Vorfälle, bei denen Verantwortliche in der Kirche Vorwürfe nicht ernst genommen und Beschuldigte gedeckt hätten.

Der Gründer der Missbrauchs-Hilfsorganisation "Grace", Boz Tchividjian, sagte, Kirchenführer müssten prüfen, ob sie zum Entstehen einer Kultur beigetragen hätten, die Opfer "ignorieren, marginalisieren oder dämonisieren". Im Rundfunksender NPR klagte Tchividjian, Kinder hätten keine Chance, wenn sie jemanden in einer Führungsposition beschuldigen.