Rom (epd). Der Präfekt des vatikanischen Mediensekretariats, Dario Viganò, ist nach Manipulationsvorwürfen zurückgetreten. Papst Franziskus nahm das Rücktrittsgesuch am 21. März Vatikanangaben zufolge an. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers wird die für die umfassende Medienreform des Vatikans zuständige Behörde von ihrem Sekretär, Lucio Adrián Ruiz, geleitet. Hintergrund sind Beschuldigungen, Viganò habe mit einem von ihm zunächst gekürzt veröffentlichten Brief des emeritierten Papstes Benedikt XVI. über seinen Nachfolger und mit einem Foto des Briefs dessen Inhalt manipuliert.
Bei dem Brief handelt es sich um die Antwort Benedikts auf Viganòs Bitte, ein kurzes Vorwort zu einer mehrbändigen Reihe über die Theologie von Papst Franziskus beizusteuern. Darin weist der emeritierte Papst die Kritik zurück, sein Nachfolger sei theologisch ungebildet, während er selbst als Theologenpapst von praktischen Dingen keine Kenntnis gehabt habe. Bei der Vorstellung der Buchreihe verlas Viganò überdies einen Passus aus dem Brief, in dem Benedikt die Bitte um einen Kurzbeitrag für die Buchreihe ablehnt mit dem Argument, er habe bereits andere Verpflichtungen und er schreibe nicht über Bücher, die er nicht gelesen habe.
Kritik an Theologen Hünermann
In einem erst nach Spekulationen um die angebliche Manipulation des Briefs veröffentlichten Absatz seines Briefs äußert Benedikt scharfe Kritik daran, dass unter den Autoren der Buchreihe auch der deutsche Theologe Peter Hünermann sei. Dieser habe sich unter seinem Pontifikat als Anführer antipäpstlicher Kampagnen hervorgetan. Hünermann sei überdies entscheidend am Entstehen der "Kölner Erklärung" von 1989 beteiligt gewesen, die "das Lehramt des Papstes vor allem in Fragen der Moraltheologie virulent angriff".
Hünermann hatte die Aufhebung der Exkommunikation der Bischöfe der erzkonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. durch Benedikt von 2009 als Amtsmissbrauch des Papstes bezeichnet. Die erzkonservative Bruderschaft lehnt Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) wie die Anerkennung der Religionsfreiheit und den Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen ab. Überdies hatte sich im Zuge der Aufhebung der Exkommunikation herausgestellt, dass einer der betroffenen Bischöfe, der Brite Richard Williamson, Holocaust-Leugner ist.