

Berlin (epd). Nach Angaben der Organisation "Librileo" rufen im Schnitt weniger als 30 Prozent der Anspruchsberechtigten Leistungen des Bildungspakets der Bundesregierung ab. Das zeige, dass Kinder aus armen Familien keine gerechten Chancen hätten. "Um das Bildungspaket bekannter zu machen und Barrieren abzubauen, wollten wir eine Bildungs- und Teilhabe-Beratungsstelle etablieren. Leider bestand kein Interesse seitens einiger Jobcenter", sagte Sarah Seeliger, Gründerin und Geschäftsführerin von Librileo, am 21. April in Berlin.
2015 gegründet, verfolgt Librileo als in Berlin ansässige gemeinnützige Organisation das Ziel, allen Kindern das Vorlesen und Bücher zugänglich zu machen. Basis für die jetzige Auswertung, die auf der Homepage "www.gerechtebildung.de " veröffentlicht wurde, sind Angaben der Bundesagentur für Arbeit.
Die Bundesagentur für Arbeit stellt den Angaben zufolge seit 2015 monatlich Daten der Kommunen zum Bildungspaket zur Verfügung. Jedoch übermittelten nicht alle Städte alle Daten, hieß es. "Die Ergebnisse sind deutschlandweit häufig unter 30 Prozent - teilweise noch geringer, wenn der Median betrachtet wird."
Besonders niedrig seien die Abrufzahlen für kulturelle und soziale Teilhabe. Nach oben würden nur die Werte für die Schulausstattung abweichen. Diese Gelder werden halbjährlich an die Familien ausgezahlt.
Das Bildungs- und Teilhabegesetz gibt es seit zehn Jahren. 2019 wurde das Starke-Familien-Gesetz verabschiedet, das unter anderem Änderungen des Bildungspakets beinhaltete. "Das aufwendige Antragsverfahren wurde vereinfacht, doch an den Abrufzahlen hat sich seitdem nichts geändert", lautet die Kritik. Die Inanspruchnahme scheitere an sprachlichen Barrieren, Scham und Unkenntnis. Häufig hätten Betroffene schlechte Erfahrungen mit dem Jobcenter oder Sozialamt gemacht und mieden deshalb zusätzliche Kontakte.