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Wo Lotsen schutzbedürftigen Flüchtlingen helfen



Manche Flüchtlinge brauchen besonderen Schutz. Darauf sind Einrichtungen wie das Christian-Griesbach-Haus in Karlsruhe vorbereitet. Dort bleiben Gäste im Durchschnitt ein halbes Jahr.

Im November 2020 ist Augusta aus Nigeria nach Deutschland gekommen - "auf der Suche nach einem besseren Leben", wie sie sagt. Ihr Fluchtweg führte die 25-Jährige über Libyen und Italien nach Karlsruhe. Aufnahme fand die Schwangere im Christian-Griesbach-Haus, wo sie mittlerweile zusammen mit ihrem Baby lebt. In diesem Haus in Karlsruhe finden Flüchtlinge mit besonderem Schutzbedarf seit 2016 Unterkunft. Träger der Erstaufnahmestelle ist das Regierungspräsidium Karlsruhe. Das Deutsche Rote Kreuz und andere Organisationen leisten medizinische Hilfe und unterstützen im Alltag.

Seit dem Lockdown ist alles anders

Das Christian-Griesbach-Haus bietet Hilfen für Asylsuchende mit besonderem Schutzbedarf. Schwangere, Wöchnerinnen, Pflegebedürftige oder auch Rollstuhlfahrer finden hier eine Unterkunft auf Zeit. Sie erhalten medizinische Versorgung, Struktur im Alltag und Kinderbetreuung. Wegen der Corona-Pandemie sind Besuche zur Zeit stark eingeschränkt.

"Normalerweise ist es sehr lebendig hier", sagt die Leiterin der Alltagsbetreuung im Christian-Griesbach-Haus, Katrin Huber. Hebammen kommen und betreuen die jungen Mütter, auf der Krankenstation stehen Ärzte und Pfleger 24 Stunden am Tag bereit, ein Caterer bringt drei Mal täglich Essen, es gibt Deutschunterricht, man spielt zusammen Bingo, und Mitarbeiter der Caritas machen Sozialberatung.

Seit dem Lockdown ist alles anders: Die Bewohner sind vermehrt auf ihre Zimmer zurückgeworfen. Essen und eine kleine Kommunikation gibt es an der Zimmertür, Deutsch lernen sie per App. Die anfängliche Befürchtung, "dass Bewohner die Situation nicht verstehen könnten", habe sich nicht bewahrheitet, sagt Katrin Huber.

Sicherheitsdienst passt auf

Das Christian-Griesbach-Haus ist einer von drei Standorten der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende (LEA) in Karlsruhe. Seit 2016 bringt das Regierungspräsidium Flüchtlinge mit besonderem Schutzbedarf in dem ehemaligen Pflegeheim unter. Es bietet Platz für rund 200 Flüchtlinge.

Außer in Karlsruhe gibt es nach Angaben des Regierungspräsidiums Schutzeinrichtungen für Asylsuchende in Tübingen für alleinreisende Frauen sowie als temporäre Einrichtungen in Bad Liebenzell und Freiburg für Covid-19-Risikogruppen. Wegen der Corona-Pandemie habe vergangenes Jahr die Belegung lediglich bei durchschnittlich 67 Personen gelegen, sagt Katharina Bäuerle vom Regierungspräsidium. Sie ist zuständig für die Unterbringung im Christian-Griesbach-Haus.

Wer in die geschützte Einrichtung darf, entscheide eine Art "Screening", sagt Bäuerle. Familienangehörige einer schutzbedürftigen Person fänden ebenfalls Unterkunft. Wie lange eine Einzelperson oder Familie maximal bleiben darf, ist gesetzlich geregelt: Im Schnitt verbrachten die Asylsuchenden 2020 laut Statistik sechs Monate in der Einrichtung. Wie in den anderen Erstaufnahmeeinrichtungen kontrolliert auch im Christian-Griesbach-Haus ein Sicherheitsdienst den Zugang.

Pläne für die Zukunft

"Wir haben auch eine Art Lotsenfunktion", erklärt Katrin Huber die Arbeit der 30 bis 40 Mitarbeiter des Hauses. So erhalte etwa ein Kind mit Autismus Kontakt zu den entsprechenden Fachberatungsstellen. Wer Ruhe brauche, erhalte einen entsprechenden Raum, anderen vermittelt Hubers Team Gesprächspartner.

Gerade im zweiten Lockdown trage das gute Betreuungsnetz für Flüchtlinge in Karlsruhe zu einem entspannteren Alltag bei, sagt die Leiterin der Alltagsbetreuung. Ehrenamtliche böten Einzeltreffen mit Geflüchteten an. Eine Herausforderung bleibe die Pandemie vor allem bei der Kinderbetreuung. Hier gelte wie in anderen Kitas auch im Christian-Griesbach-Haus: Es gibt nur eine Not- und Einzelbetreuung, und Maske ist Pflicht.

Nicht jeder Geflüchtete möchte über seine Fluchtgründe sprechen, auch Augusta nicht. Die Vergangenheit belastet. "Wir fragen nicht nach", erklärt Katrin Huber. Manchmal allerdings öffnen sich Bewohner und erzählen ihre Geschichte. Die gelernte Betriebswirtin berührt das: "Ich merke, dass ich viel dankbarer geworden bin beim Vergleich, wie andere Menschen leben".

Lieber als über die Vergangenheit spricht Augusta darüber, dass sie schon ein paar Wörter Deutsch kann, Pläne für die Zukunft hat, gerne im Catering oder als Krankenschwester arbeiten würde. Dankbar ist Augusta für die Freundlichkeit, die ihr und ihrem Baby jeden Tag im Christian-Griesbach-Haus begegnet.

Susanne Lohse