Berlin (epd). Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat die Kritik von Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) am Umgang der Pflegeheime mit Corona zurückgewiesen. Der Finanzminister richte seine Worte an die falschen Adressaten, so der Verband am 1. Februar. Die Kritik müsse sich eher an den Gesundheitsminister zu richten.
Scholz hatte in einem Interview den Heimen unter anderem vorgeworfen, trotz vermeintlich ausreichender Unterstützung der Bundesregierung zu lange keine Teststrategien umgesetzt zu haben. Derartige Aussagen seien "ein Schlag in das Gesicht eines Berufsfeldes an der Grenze zum Zusammenbruch", sagte Jens M. Schubert, der Vorstandsvorsitzender des AWO Bundesverbandes.
"Seit Jahren warnt die freie Wohlfahrtspflege vor dem Fachkräftemangel, der geringen Wertschätzung und der unangemessenen Entlohnung in der Pflege", doch ohne Erfolg. Die Personalsituation sei vielerorts schon vor der Pandemie angespannt gewesen.
Seit Anfang letzten Jahres weisen die Wohlfahrtsverbände darauf hin, dass es unter anderem einer soliden Finanzierung der Mehrausgaben und qualifizierten Personals bedarf, um eine Teststrategie in den Heimen tatsächlich umsetzen zu können.
"Die Maßnahmen der Bundesregierung kamen zu spät oder missachteten schlicht die angespannten Bedingungen vor Ort", so Schubert. Es sei nicht hinnehmbar, jetzt den Einrichtungen die Schuld in die Schuhe zu schieben, statt sich der eigenen politischen Verantwortung zu stellen.