sozial-Politik

Corona

Hygiene-Facharzt begrüßt Pflicht zu medizinischen Masken



Der hannoversche Krankenhaushygieniker Christoph Lassahn begrüßt die Bund-Länder-Beschlüsse zu Masken und Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. "In Kombination geht das in die richtige Richtung", sagte der leitende Facharzt des diakonischen Gesundheitskonzerns "Diakovere" dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch wenn FFP2-Masken besser seien, so böten doch auch die blauen und in der Regel dreilagigen OP-Masken einen besseren Schutz vor Infektionen als Alltagsmasken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich am 19. Januar auf eine Tragepflicht von medizinischen Masken - FFP2- und preiswerteren OP-Masken - in Bussen und Bahnen sowie in Geschäften geeinigt.

FFP2-Masken filtern Aerosol-Partikel besser aus

OP-Masken hätten zwar vor allem an den Seiten Lücken, erläuterte der Umweltmediziner Lassahn. "Aber sie liegen durchaus enger an und sind im Vergleich zu Alltagsmasken dichter, was die Durchlässigkeit von Tröpfchen angeht." Sie trügen insofern auch dazu bei, die Trägerin und den Träger vor Sars-CoV-2 zu schützen.

Der Experte ergänzte, FFP2-Masken lägen noch besser an und filterten mehr als 90 Prozent kleiner Aerosol-Partikel, die in der Luft schwebten. Sie seien deshalb deutlich effektiver als ein OP- und noch viel besser als ein Alltagsschutz. Das gelte in der Praxis aber nur, wenn sie auch richtig getragen würden.

Nasenbügel richtig anpassen

"Da machen viele Menschen Fehler, indem sie beispielsweise den Nasenbügel nicht richtig anpassen." Ratsam sei zudem ein Leckagecheck, indem man kräftig ein- oder ausatme um zu prüfen, ob irgendwo Luft durchpfeife. "Diesen Test machen Laien meist nicht." Jede Lücke sei aber eine Eintritts- und Austrittspforte für Viren. Noch mehr Probleme gebe es bei Männern mit einem Vollbart. "Da ist die Leckage dann so groß, dass eine FFP2-Maske auch keinen höheren Schutz bietet."

Mit dem Masken-Beschluss von Bund und Ländern werde der Minimalstandard im Schutz vor dem Coronavirus erhöht, bilanzierte Lassahn. "Aber noch wichtiger ist es, Abstände einzuhalten und Kontakte zu reduzieren." Das gelte insbesondere in geschlossenen Räumen wie Bussen und Bahnen, die nicht viel Platz böten. Das Einkaufen in Supermärkten sei hingegen recht sicher, weil es dort je nach Größe des Marktes Zugangsbeschränkungen gebe und nur eine bestimmte Anzahl Kunden eingelassen werde.

Mit dem Beschluss, dass Arbeitgeber den Beschäftigten, wo möglich, die Arbeit im Home-Office ermöglichen müssten, werde in Stoßzeiten auch die Fahrgastfrequenz und damit die Zahl von Kontakten in Bussen und Bahnen reduziert, verdeutlichte Lassahn. Dazu trage auch die grundsätzliche Schließung von Schulen und Kitas bei: "So vergrößern wir die Abstände."

Dieter Sell


Mehr zum Thema

Merkel: Wir brauchen ein Gedenken an die Toten

Zum vierten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie erklärt die Kanzlerin in der Bundespressekonferenz ihre Politik und ruft zum Durchhalten auf. Es gehe darum, einer neuen Gefahr wirksam zu begegnen.

» Hier weiterlesen

Mehr Homeoffice und Masken-Upgrade

Wegen der Sorge vor einer möglicherweise viel ansteckenderen Variante des Coronavirus bleibt es trotz sinkender Infektionszahlen in Deutschland mindestens bis zum 14. Februar beim Lockdown - und es gibt weitere Verschärfungen.

» Hier weiterlesen

Hintergrund: Arbeitgeber müssen mehr Homeoffice möglich machen

Nach dem Bund-Länder-Beschluss für eine verbindlichere Regelung zum Homeoffice hat das Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) schon am 20. Januar eine entsprechende Rechtsverordnung unterzeichnet. Mehr Homeoffice soll zu weniger Kontakten in Büros und im öffentlichen Nahverkehr führen. Arbeitgeber sollen dafür stärker in die Pflicht genommen werden. Fragen und Antworten zur Verordnung:

» Hier weiterlesen

Verband: Wir brauchen einheitliche Vorgaben zur Kinderbetreuung

Der Bund müsse für die Kita-Betreuung einen einheitlichen Rahmen abstecken, die Länder die Umsetzung regeln. Das sagt Claudia Geisler, Leiterin des Hauptstadtbüros des Deutschen Kitaverbandes, im Gespräch mit epd sozial. Doch nichts davon sei in Sicht, rügt die Expertin. Es brauche aber dringend verbindliche Vorgaben, welche Kinder in den Einrichtungen betreut werden sollen: "Systemrelevanz der Eltern ist für uns kein Kriterium".

» Hier weiterlesen

Alleinerziehende: "Auf der Arbeit kann ich abschalten"

Für Alleinerziehende war es schon vor Corona nicht leicht, den Spagat zwischen Familie und Beruf zu schaffen. Unter der Pandemie hat sich die Lage zugespitzt. Warum für eine junge Mutter in einem harten Beruf Aufgeben trotzdem keine Option ist.

» Hier weiterlesen