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Corona

Altenhilfe-Experte: Das Virus macht an Weihnachten keine Pause



Die Weihnachtsbesuche stellen Senioreneinrichtungen vor große Herausforderungen. Einige Angehörige würden das Heim aus Sorge vor einer Ansteckung am liebsten komplett geschlossen halten, andere drängten auf die Besuche notfalls mit einem Anwalt, sagte der Leiter der Bielefelder Bethel-Einrichtung Haus Elim, Lars Kozian, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wichtig sei eine gute Kommunikation, dass die Besucher früh wüssten, welche Besuchsregelungen gelten und warum diese nötig seien.

Mittlerweile gebe es in vielen Pflege- oder Senioren-Einrichtungen Infektionen, erklärte Kozian. In seinem Haus seien bislang nur Mitarbeiter, die sich offenbar in ihrem privaten Umfeld angesteckt hätten, betroffen. "Wir konnten es aber so früh erkennen, dass sich bisher keine Bewohner angesteckt haben." Derzeit würden alle Bewohner sowie alle Mitarbeiter getestet. Haus Elim bietet 90 Pflegeplätze für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen, mit demenziellen Erkrankungen, gerontopsychiatrischen Beeinträchtigungen und für junge Menschen mit hoher Pflegebedürftigkeit an.

Singen verboten

Besuche an den Weihnachtstagen sollen nach Worten Kozians über Anmeldungen koordiniert werden. Besucher werden auf Corona getestet und müssen eine FFP2-Maske tragen. Die Gottesdienste, zu denen sonst auch Angehörige eingeladen wurden, würden diesmal auf die Bewohner und die begleitenden Mitarbeiter begrenzt. Es würden aber diesmal mehr Gottesdienste mit jeweils weniger Besuchern angeboten. Da nicht gesungen werden dürfe, würden bekannte Weihnachtslieder mitgesummt und auf musiktherapeutischen Instrumenten begleitet.

Der Altenhilfe-Experte kritisierte, dass von der Politik der Eindruck vermittelt werde, dass Weihnachten ohne große Beschränkungen gefeiert werden könne und es keine harten Beschränkungen in Pflegeheimen geben werde. Das sei für alle, die in Heimen Verantwortung trügen, eine große Belastung: "Denn natürlich macht Corona keine Pause zu Weihnachten." Jeder Einkauf im Supermarkt, jede Fahrt mit der Straßenbahn und auch jeder Besuch in einem Pflegeheim erhöhe das Risiko.

Holger Spierig


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