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DGB fordert Lohnzuschüsse für haushaltsnahe Dienste




Reinigungskraft im Ein-Euro-Job (Archivbild)
epd-bild/Mauricio Bustamante
Der DGB will Putz- und Haushaltshilfen aus der illegalen Beschäftigung holen. Dafür fordert er hohe Lohnzuschüsse des Staates. In diesem Bereich soll ein professioneller Dienstleistungssektor entstehen, der am Ende auch Mütter in bessere Jobs bringt.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert finanzielle Zuschüsse des Staates für haushaltsnahe Dienstleistungen. Damit solle dieser Bereich aus der Schwarzarbeit geholt werden, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem würde so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert. Nach den Vorstellungen Piels könnte der Lohnzuschuss für eine Arbeitsstunde, etwa für Putzarbeiten oder die Unterstützung pflegebedürftiger Menschen in ihren eigenen vier Wänden, bei 15 Euro liegen. Mit den geltenden Regelungen zur steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen könnten sich Normalverdiener Haushaltshilfen dauerhaft nicht leisten.

Professionalisierter Dienstleistungssektor

"Bei den haushaltsnahen Dienstleistungen ist Schwarzarbeit die Regel, nicht die Ausnahme", sagte Piel. Die Beschäftigten leisteten diese Arbeit oft zu niedrigen Löhnen und schlechten Bedingungen und seien bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter nicht abgesichert. Piel mahnte bei der Bundesregierung an, der im Koalitionsvertrag erklärten Absicht, haushaltsnahe Dienstleistungen stärker zu fördern, nun auch Taten folgen zu lassen.

Das DGB-Vorstandsmitglied betonte, Ziel sei nicht, "wahllos jedem Haushalt Unterstützung zu finanzieren". Es gehe vielmehr darum, den großen und weiter wachsenden Bedarf an Hilfsleistungen für Privathaushalte in einen legalisierten Arbeitsmarkt und professionalisierten Dienstleistungssektor zu überführen. Nach wissenschaftlichen Prognosen sei bis 2030 die stärkste Expansion in personenbezogenen Dienstleistungen zu erwarten, darunter fallen Tätigkeiten in den Bereichen Bildung und Erziehung, Gesundheit und Pflege sowie in der Hauswirtschaft. Dieser Bereich sollte künftig nicht durch einen grauen Markt, sondern durch "gute Arbeit, sichere Einkommen sowie Aufstiegs- und Karrierechancen für die Beschäftigten" geprägt sein, sagte Piel.

Die staatliche Förderung könnte nach der Prognose des DGB rund 1,45 Millionen legale und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen. Außerdem könnten dadurch viele Frauen, insbesondere Mütter, ihre Erwerbsarbeit ausweiten. "Viele reduzieren ihre Arbeitszeit, weil sie in der Familie den Löwinnenanteil in Haushalt, Kindererziehung und Pflege schultern müssen", sagte Piel. In den Lohnzuschüssen sieht die Gewerkschafterin daher "eine pragmatische Lösung für den Fachkräftemangel und für das Problem Altersarmut, von dem Frauen besonders betroffen sind".

Teilzeitbeschäftigung als Ausweg

"Das Erwerbspotenzial qualifizierter Frauen muss durch Entlastung im Haushalt besser genutzt werden", forderte DGB-Vorstand Piel. Viele Frauen seien mit steigenden beruflichen Herausforderungen und gleichzeitig zunehmenden Aufgaben für die Familie überlastet. In dieser Situation suchten sie "den Ausweg in Teilzeitbeschäftigung - doch dieser Schritt ist oft nicht selbstbestimmt". Mit legalen Haushaltshilfen, die diese Familien sich aufgrund der staatlichen Zuschüsse dann auch leisten könnten, wäre den Familien, den Frauen, aber auch der Wirtschaft geholfen, ist die Gewerkschafterin überzeugt.

Der DGB sieht vor allem bei Haushalten mit Kindern und zu betreuenden Angehörigen Unterstützungsbedarf. Wenn jeder dieser insgesamt 28,8 Millionen Haushalte zwei Dienstleistungsstunden pro Woche in Anspruch nimmt, wären das laut DGB jährlich knapp drei Milliarden Dienstleistungsstunden. Eine Subventionierung jeder Arbeitsstunde brächte dem Staat jährliche Zusatzkosten in Milliardenhöhe. Dies sieht Piel jedoch gelassen, denn "den Kosten stehen Mehreinnahmen bei der Steuer und den Sozialversicherungen sowie weitere indirekte Einnahmen im Staatshaushalt gegenüber". Ein solcher Zuschuss sei also finanzierbar.

Markus Jantzer